Andreas Bourani: Heulender Wolf mit Soul
Andreas Bourani begeisterte mit kräftiger Stimme und mitreißenden Refrains. Nicht nur die WM-Hymne konnte überzeugen.
Krefeld. „Ich kenne Andreas Bourani aus dem Radio. Ich denke, mit ihm verbindet man eine Art Gemeinschaftsgefühl“, sagt Lea Kindermann vor Beginn des ausverkauften Konzerts. Die 23-Jährige trifft damit den Nagel auf den Kopf. Sphärische Keyboard-Sounds erklingen und ein über der Bühne angebrachter Bourani-Diamant leuchtet in tiefem blau. Dann kommt der 31-Jährige auf die Bühne und singt: „Ich bin wieder am Leben“. Bourani reckt eine Hand in Richtung Publikum während blendend helle Stroboskop-Lichter durch die Halle strahlen.
Es ist das zweite Konzert der „Hey!“-Tour und Bourani geht direkt auf Tuchfühlung. Auf dem zweiten Album befindet sich auch der Nummer-1-Hit „Auf uns“. Der Song, der bei der Fußball-WM rauf und runter gespielt und zur Hymne für Fans der deutschen Elf wurde. Doch auch das weniger bekannte Repertoire kann die Fans überzeugen. Sie stehen dicht gedrängt bis zum Eingang der großen Halle. Auch die hintersten Reihen reißt Bourani mit. Zum Beispiel, wenn er angetrieben durch seine unbekümmert aufspielende Band „Das ist alles nur in meinem Kopf“ singt und das Publikum in den Refrain lauthals einstimmt. Nur, um dann schnell die Smartphones zu zücken. So ein flüchtiger Moment will festgehalten werden.
Auch bei der melancholischen Ballade „Auf anderen Wegen“ kommen die Mobilgeräte zum Einsatz. Diesmal verwandelt sich das Publikum in eine aus allen Ecken funkelnde Discokugel. In Begleitung einer dezenten Akustik-Gitarre stellt Bourani fest, dass das Herz der Geliebten schneller als sein eigenes schlägt. Ein minimalistisch aufspielendes Klavier stimmt mit ein. nach und nach folgen Bass, Schlagzeug und Gitarre und erzeugen einen voluminösen Sound, der sich zu einem eingängigen Refrain erhebt.
Dann nimmt sich die Band plötzlich wieder zurück und Bourani summt seine Zeilen schmachtend zu einer leichten Lagerfeuer-Gitarre. Plötzlich stampft das Schlagzeug wieder los und Bourani gibt im Wechsel mit flirrenden Gitarren den heulenden Wolf. Zwischen seinen Songs, die zwischen ungestümem Aufbruch und melancholischer Sehnsucht hin und her pendeln, schäkert der Sänger immer wieder locker mit seinem Publikum.
So erfährt er, dass eine junge Besucherin in der ersten Reihe auch ihre „beste Mama“ dabei hat. Sie ist nicht die Einzige. In der Kufa sind Familien und Pärchen fast aller Altersklassen zu sehen. Mal wild mitklatschend und mal in inniger Umarmung folgen sie Andreas Bourani, der mit seiner kräftigen Stimme durchgängig überzeugt.
Dann, fast zum Schluss des Konzerts, bringt er die Hymne, die schon die Berliner Fanmeile in Wallung brachte. Bourani setzt sich ans Keyboard und gibt eine erfrischend soulige Version von „Auf uns“ zum Besten, die er mit langgezogener Oberstimme ausklingen lässt. Dann setzt plötzlich wieder die Band ein. Ein Vater nimmt seinen jungen Sohn auf die Schultern, und die Zeile „Hier geht jeder für jeden durchs Feuer“ schallt durch die Halle. Andreas Bourani verbindet, zumindest einen Konzertabend lang.