Hintenlinks Angetreten, um Theater zu machen

Nach zehn Jahren Theater Hintenlinks ziehen Anuschka und Peter Gutowski Bilanz. Ein Thema ist die finanziell angespannte Lage. Und der Wunsch nach mehr Engagement von der Stadt.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Die Fritten-Bude ist für die Premiere am 4. November schon fast fertig. „Alles entstanden mit Materialien aus Krefeld“, erzählt Peter Gutowski, Betreiber des Theaters Hintenlinks. Doch das was am meisten drin steckt, ist eins: Viel Herzblut und noch mehr Eigenarbeit als sonst. Schuld daran ist die finanzielle Lage des Theaters.

Von Schuld würden die Gutowskis selbstverständlich nie sprechen. Aber Fakt ist, „dass die aktuelle Situation furchtbar ist“, sagt Peter Gutowski. Das heißt keineswegs, dass das Theater vor der Schließung steht, wiegelt er ab: „Das bedeutet viel mehr, dass meine Frau und ich überall selbst mit Hand anlegen müssen. Wo anderswo ein Bühnenmaler beauftragt wird, müssen wir selbst aktiv werden.“

Natürlich leben und lieben die Gutowskis diese Arbeit auch aus vollem Herzen, aber „es würde uns noch viel mehr Spaß machen, wenn man etwas mehr Ruhe hätte“, erklärt Anuschka Gutowski. Ruhe, das bedeutet vor allem, keine Angst um die Existenz, keine Angst, die nächste Produktion nicht durchführen zu können. Die Gutowskis möchten „einfach das machen können, wofür wir 2006 angetreten sind: Um Theater zu machen.“

Das Portfolio des kleinen Theaters in der alten Brotfabrik im Brahm, lässt keine Zweifel an der Produktivität der Gutowskis offen: In zehn Jahren wurden 24 Produktionen auf die Bühne gebracht, davon sogar zwölf Uraufführungen. Der Ablauf sieht meist wie folgt aus: Das Stück wird geschrieben, Schauspieler gebucht, geprobt, die Kulisse gebaut, sogar von der Toilettenreinigung bis zum abendlichen Getränkeausschank machen die Gutowskis alles in Eigenregie. „Manchmal fehlt uns einfach die Anerkennung für das, was wir tun“, gesteht Peter Gutowski. Und dabei ist die freie Theaterszene, zu der sich das Theater Hintenlinks zählt, ein wichtiger Bestandteil einer Stadt, wie auch Anuschka Gutowski anmerkt: „Für die Attraktivität einer Stadt ist auch die Arbeit der freien Theater unheimlich wichtig.“

Diese Arbeit kann aber nur mit Hilfe von Fördermitteln umgesetzt werden: „Wir machen das schließlich nicht zu unserem Privatvergnügen, sondern leben davon“, stellt Peter Gutowski klar. Nur sechs Prozent des gesamten Etats kommen aus öffentlichen Mitteln. Den Rest stemmen die Gutowskis aus eigener Tasche: „Wir können uns wirklich nicht vorwerfen, dass wir nicht wirtschaftlich denken“, erzählt Anuschka Gutowski.

Da fallen dann auch mal Themen weg, welche die Gutowskis gerne bearbeitet hätten, wofür aber oftmals schlicht das Budget und die Zeit fehlen: „Wir machen auch Stücke, die sozial wichtig sind, wie zum Beispiel ,Kriegskind’. Wenn wir uns als Theater aber komplett selbst über Wasser halten müssen, können wir solche Stücke nicht mehr stemmen.“ Es seien die kleinen Dinge, die sich die Gutowskis anders wünschen: „Beim Kulturmarkt zum Beispiel mussten die teilnehmenden Künstler sowohl die Stand- als auch die Parkgebühr selbst zahlen, obwohl durch die Teilnahme der Künstler ein bunter Tag entstanden ist, der dem Einzelhandel zu Gute kam“, berichtet Peter Gutowski.

In solchen Situationen hat das Theaterpaar das Gefühl, „dass wir nur die Staffage waren, die die Straße bunt macht.“ Es gehe eigentlich oftmals nur um kleine Beiträge, die aber eine große Wirkung haben: „Uns fehlt eine gute Kooperation und Koordination. Es müssten Netzwerke geschaffen werden, um aufzuzeigen, wo die freien Theater Hilfe benötigen.“

Es sind kleine Schräubchen, an denen gedreht werden müsste, die aber für freie Theater eine große Erleichterung wären und den Spaß wieder zurückbringen für das, was eigentlich das Hauptgeschäft sein sollte: Theater machen.