Museum Antiker Helm schlummerte im Museumsdepot
Das 2650 Jahre alte Kriegsrelikt aus Griechenland wird als Einzelstück ab sofort ausgestellt.
Krefeld. Damit hat Hans-Peter Schletter nicht gerechnet, als er vor einem halben Jahr ins Museumsmagazin ging. Dort fand er einen 2650 Jahre alten Helm aus dem antiken Griechenland. Nachforschungen ergaben, dass der ehemalige Museumsleiter Albert Steeger ihn 1956 in einem Kunsthandel in Köln für 600 Mark gekauft hatte.
Seitdem ist er zwar im Besitz des Museums, wurde aber nie ausgestellt. „Steeger hat ihn nie in ein Museumskonzept eingebunden. Und eigentlich passt er nicht in unsere Sammlung mit dem Schwerpunkt Niederrhein“, erklärt Schletter, der seit einem Jahr als Archäologe am Museum tätig ist.
Ausgestellt wird das Einzelstück aber dennoch ab sofort im Archäologischen Museum, zumindest für zwei Monate. „Danach müssen wir mal weitersehen“, erklärt Museumsleiterin Jennifer Morscheiser-Niebergall. Er bleibe dann im Besitz des Museums, könne aber für Forschungs- oder Ausstellungszwecke verliehen werden.
Wem der Helm gehört hat, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen. Woher er stammt, dazu hat Schletter eine These. „Es lässt sich nicht beweisen, aber eine Vielzahl von Indizien sprechen dafür, dass er aus Olympia stammt.“
Am Helm ist deutlich zu sehen, dass die Wangenschirme aufgebogen wurden. Das wurde 650 v. Chr. im antiken Griechenland mit Kriegstrophäen gemacht, die einer Gottheit geweiht und ausgestellt wurden. Damit machte man sie unbrauchbar.
Später wurden sie dann in heiligem Boden vergraben. Ein solcher Ort war auch Olympia, der war das Heiligtum des Zeus. Besonders dort war die Weihung von Waffenteilen oder ganzen Rüstungen vom 7. bis 5. Jahrhundert vor Christus so beliebt, dass heute noch etwa 850 bis 1000 Helme von dort erhalten sind. Was aber nicht bedeutet, dass der Helm in Krefeld ein Massenprodukt ist.
Es gibt etwa 20 bekannte Exemplare korinthischer Helme. Das Krefelder Stück ist eine Maßanfertigung aus einem einzigen Stück Blech. Darauf kam eine Bahn Pferdehaare, um den Kämpfer bedrohlicher und größer wirken zu lassen. Der Helm bedeckt die Wangen und die Nase.
Dieser Helmtyp tritt 700 v. Chr. auf. Er erwies sich als der am besten geeignete Helm, um in einer Schlachtreihe zu kämpfen. „Solche Helme konnten sich nur Bauern mit Landbesitz leisten, die dann für ihr Land in den Krieg zogen“, erklärt Schletter.
Als Trophäen behielten und weihten die Sieger die Waffen und Rüstungen der Besiegten. In einigen Fällen wurden jedoch auch die Helme der Weihenden selbst geweiht, deshalb lässt sich nicht feststellen, ob der Besitzer des Krefelder Helms im Kampf gefallen ist.
Die meisten der bekannten korinthischen Helme stammen aus Olympia. Das ist auch für das Exemplar in Linn wahrscheinlich. „Das lässt sich aber nicht beweisen, weil er dort nicht ausgegraben wurde“, erklärt Schletter. Viel mehr werden die Fundstücke an Land gespült. Der Fluss Alpheios hat im Mittelalter sein Bett verlegt und spült deshalb die vergrabenen Trophäen wieder aus. Deshalb sei es durchaus wahrscheinlich, dass der Helm einen solchen Weg nach Krefeld genommen hat.