Art Brut - Nicht singen, sondern schreien
Die Punk-Band Art Brut mischte das Publikum auf — und die begeisterten Besucher tanzten mit.
Krefeld. „Ich bin kein Sänger, ich bin ein Schreier“. Nur wenige wie Art-Brut-Frontmann Eddie Argos bekennen sich offen und ehrlich dazu, nicht singen zu können. Beim Konzert im kleinen Saal der Kulturfabrik stört zumindest diese Tatsache keinen Zuhörer.
Schließlich ist Argos‘ Sprechgesang seit acht Jahren nur eines von mehreren markanten Merkmalen, mit der die britisch-deutsche Band ihren eigenwilligen New British Wave auch live vor Publikum demonstriert.
Kaum sind die ersten Takte des Guns‘n´Roses-Songs „Paradise City“ verklungen, bringen sie ihr Selbstverständnis, intellektuell-kontroverser Teil des Musikbusiness zu sein, rau und druckvoll zum Ausdruck. „We formed a band“ läutet einen knapp zweistündigen Konzertabend ein, der zwischen rastloser Energie und Ironie vor allem mitreißenden Indie-Punk-Wave bietet.
Doch trotz melodischer Einschläge verweigern sich die ursprünglich aus dem britischen Bournemouth stammenden Art Brut dabei einer allzu großen Radiotauglichkeit. Denn getreu dem Motto „Nomen est Omen“ bezieht sich das Quintett auf musikalische Art und Weise auf die von Jean Dubuffet als Rohe Kunst getaufte Kunstrichtung der Nonkonformisten und Drop-Outs.
Wie kleine Puzzleteile fügen sich die von Eddie Argos skandierten Texte ein in die rumpelnden Rhythmen und schrammelnden Gitarrenriffs, die vom Kemptener Steh-Schlagzeuger Mikey Breyer angetrieben werden.
Frenetisch überdreht, aber äußerst effektiv kratzen die 19 Songs stets am Rande des Erträglichen — sehr zum Gefallen des zunehmend begeistert mitgehenden Publikums, das angeregt zur Musik mittanzt.
Wie eine wilde Mischung aus Robert Smith und Oscar Wilde zieht dabei Eddie Argos die Fans in seinen Bann oder bringt sie dazu, sich gemeinsam mit ihm auf den Boden hinzusetzen. Mal im schnoddrigen Plauderton, mal ekstatisch spricht der 31-jährige „Nicht-Sänger“ seine selbst verfassten Texte, die nicht ohne ein Augenzwinkern auskommen.
In „Summer Job“ etwa beschreibt der dunkelhaarige Wahl-Berliner das Dasein als Ferienjobber oder bekennt im Stück „St. Pauli“ sogar einmal auf Deutsch: „Punkrock ist nicht tot“. Am Ende begeisterter Applaus für eine unbequeme, aber konsequente Band.