Auftritt: Eva Maria Günschmann – mit vollem Körpereinsatz
Eva Maria Günschmann ist Sängerin mit Leib und Seele: „Ich weiß genau, was ich kann.“
Krefeld. Die Frau trägt Schwarz und Rot zu ihren langen dunklen Haaren und strahlt große Präsenz aus: Eva Maria Günschmann gehört zu den Neuen am Theater. Die Sängerin aus dem Schwarzwald hat mit "Die Liebe zu den drei Orangen" ihre erste - sehr erfolgreiche - Premiere hinter sich und ist aus zwei Gründen froh. "Die Presse überschlägt sich", sagt sie mit heiterem Unterton.
Später erklärt sie ernst, dass nun auch die Kollegen endlich wissen, wie sie singt. Denn in der ganzen Zeit der Proben war sie krank und konnte nur so tun als ob. "Ich weiß genau, was ich kann. Und nun wissen es auch die anderen."
Das Theater Krefeld hat die Sängerin aus Trier geholt, sie ist mit Sack, Pack, Ehemann und zwei Hunden nach Gladbach übergesiedelt. "Wir haben einen enormen Hausstand", sagt sie. So ein Umzug nach neun Jahren festen Engagements sei nicht einfach, und so freut sich Günschmann über nette Nachbarn, freundliche Kollegen und den Umstand, dass man sie nach dem Vorsingen unbedingt haben wollte.
Die Rolle, die sie damals einstudiert hat, wird sie nun doch nicht singen. Das Stück fiel aus dem Plan. Aber dafür darf sie bald in Verdis Requiem den Alt singen: "Das ist ein wunderbares Musikstück", findet sie. "Wie ein Bonbon für mich."
Günschmann hat in Stuttgart und Karlsruhe studiert, zunächst Schulmusik. Dann begann sie mit einem Gesangsstudium, "das war eine harte Schule". Oratorien liegen ihr nicht so: "Das ist objektiver Gesang, und ich will subjektiv sein. Ich will mich auch körperlich einbringen." Also noch ein Studienfach: Oper. "Von dem Handwerk profitiere ich immer noch." Sie erzählt mit warmer Stimme in süddeutschem Tonfall, ihr zuzuhören macht Spaß. Mit Sensibilität und Freude stellt sie sich allen Herausforderungen: "Ich bin eine Seiltänzerin."
Eva Günschmann mag das Komische und das Tragische, deswegen hat sie auch keine Traumrollen. "Ich liebe meinen Beruf und finde es toll, in die verschiedenen Figuren hineinzuschlüpfen." Ihr Ziel ist erreicht, wenn auf der Bühne ein Moment des Einklangs zwischen Musikern, Sängern und Werk entsteht. Solche Momente hat die Premiere am Wochenende gehabt.