Museum Burg Linn Ausstellung in Krefeld zeigt ausgegrabene zeitgenössische Kunst

Krefeld · Museum Burg Linn in Krefeld zeigt zeitgenössische Kunst mit Limes-Bezug, die für mehrere Wochen in Erde lag.

Museumsleiter Christoph Dautermann und Künstler Georg Opdenberg, Elke Mank, Marion Maas, Margareta Detering und Gudrun Kleffe.

Foto: Andreas Bischof

Es scheint gar nicht so einfach zu sein, ein Fleckchen Erde zu finden, wo man etwas mal so vergraben kann. Bevor düster-blutige Assoziationen aufkommen – es geht hierbei nicht um die Überbleibsel einer Straftat, sondern um Kunst und eine ganz famose Idee.

Diese war in Anlehnung an archäologisches Arbeiten am neuen Weltkulturerbe Niedergermanischer Limes indes nicht alte Artefakte aus vergangenen Jahrtausenden suchen zu wollen, sondern selbst zeitgenössische Kunst für eine gewisse Zeit dem Boden zu überlassen. Sie zu vergraben, um sie dann wieder auszugraben. Nach langer Suche fand man schließlich kein Freiluftgelände, wo eine solche besondere Grabungs-Aktion realisierbar gewesen wäre und die Wahl fiel auf ein altes Tonnengewölbe des Moerser Schlosses. Dort wurde viel Erde eingetragen und die Kunst schließlich vergraben – um dann nach sieben Wochen feierlich ausgegraben zu werden. Zunächst stellte man die Artefakte, die die Transformation in der Erde auf unterschiedliche Art überstanden hatten, entlang einer Route aus. Um sie dann nun in eine besondere Schau im Jagdschloss des Museums Burg Linn zusammenzuführen und in ihrem „verwandelten“ Zustand als Ausstellung zu zeigen.

Bis auf einen Mann nehmen nur Künstlerinnen am Projekt teil

Der Verein Tanedi-Kunst hatte für seine Idee sowohl Künstlerinnen – bis auf einen sind es nur Frauen – aus eigenen Reihen, als auch Mitmachwillige aus der Gemeinschaft Krefelder Künstler (GKK) und der Stiftung Kunst in Millingen gebeten, Werke für dieses besondere Projekt zu schaffen. So unterschiedlich die Arbeitsweisen, die Ästhetiken und die Stilistiken der Teilnehmerinnen auch sind – der Hahn im Korb ist GKK-Mitglied Georg Opdenberg –, so unterschiedlich war die Annäherung der Künstlerinnen an diese Idee.

Manche spielten ganz explizit mit Assoziationen zur römischen Kultur oder setzten sie in zeitgenössische Kontexte oder nutzen auch nur Fiktionen einer archäologischen Anmutung. Es gibt bisweilen auch postmodern umgemodelte Verweise auf „römische“ Artefakte, aber auch freie Assoziationen um die Ecke gedacht. 24 Künstlerinnen schufen Werke, die ganz unterschiedlich auf das Vergraben reagierten. Was sie eint ist, dass sie eine Zeit in der Erde lagen und somit auch symbolisch mit Spuren der Vergänglichkeit aufgeladen wurden. Petra Wittkas Sandale aus Plastikmüll wird niemals vergehen, auch wenn sie hundert Jahre in der Erde läge, empfindliche Materialien indes gewannen viel Patina (Fotodesign Andrea Zmrzlak)  oder wurde sogar in ihrer Integrität berührt, wie etwa Malerei von Marianne Stickelbruck, die Zerfall eindrucksvoll dokumentiert.

Man trifft beispielsweise auf ein Grundgesetz-Fragment auf Tierhaut (Elisabeth Abele-Mercator), auf eine metallische Lorbeerkrone, (Brigitte Gmachreich-Jünemann), auf besondere Schicksals-Würfel (Lisa Frenthoff-Köpp), aber auch auf „falsche“ Scherben (Claudia Reich), einige figurale Köpfe (Anna von Borstel, Masken von Ger Driessen, oder als Installation „Antinous“ Carole Witteveen). Georg Opdenberg schuf einen Schaukasten, der draußen in der Witterung steht, und Scherben, „Lebensmittelspuren“ in Einmachgläsern mit dazu gepaarten Drucken zeigt. Es gibt durchaus humorige Installationen und sogar „Studien“ über den sagenumwobenen Petagondodekaeder, ein rätselhaftes Artefakt in Form eines platonischen Körpers.

Eine reizvolle Schau mit einer außergewöhnlichen Geschichte dahinter.