Ausstellung: Inkas webten Fäden zum Himmel
Prächtige Textilien aus Peru zeigt das Haus der Seidenkultur.
Krefeld. Peter Mangelmann sammelt Textilien aus aller Welt, aus Afrika, China, Südamerika und von den Südsee-Inseln. Der heute 70-Jährige, der lange das 1898 gegründete Musteratelier Aurel & Carl Meyer führte, nutzte die Stoffe teils auch als Vorbilder für textile Musterungen. Er konzentrierte sich auf Stücke aus Peru: "Vor allem die 1000 Jahre alten Farben haben es mir angetan."
Einen großen Teil seiner Kollektion zeigt Mangelmann mit Stücken aus anderen Privatsammlungen im Haus der Seidenkultur an der Luisenstraße. Die Ausstellung unter dem Titel "Fäden zum Himmel" läuft bis zum 15. Februar.
Die gut 80 Exponate, überwiegend Fragmente unterschiedlicher Größe von bis zu 1000 Jahren Alter, bringen eine bunte exotische Welt in die kleinen Räume der früheren Weberei für geistliche Gewänder. Die ältesten Stücke stammen aus dem Gräberfeld von Ancon, das um 500 Jahre vor der europäischen Zeitrechnung am Pazifik angelegt wurde.
Der größte Teil der Ausstellung zeigt Stücke aus der Chancay-Zeit, die von 900 bis zur spanischen Eroberung reichte. Die Darstellungen auf Gewebe aus Alpaca- und Baumwolle zeigen Krieger, Götter, Herrscher, Vögel, Frösche, abstrakte Muster in bestens erhaltenen Farben wie Rot, Braun, Oliv oder Sand.
Hinzu kommen Puppen und Masken, Schmuck und andere Utensilien. Ein seltenes Stück ist die Puppe einer Gebärenden, gefertigt aus Textilresten um 1440.
In seinem Eröffnungsreferat ging der Gelderner Arzt, Sammler und Peru-Experte Dr. Ernst J. Fischer auf die 3000 Jahre alte Kulturgeschichte auf dem Gebiet des späteren Inka-Reiches ein.
Die ältesten in Peru gefundenen Textilien wurden vor 400 Jahren gewebt. Die einfache Technik war so ausgefeilt, dass Bildmotive von 3,20 Metern Breite und 23 Metern Länge offenbar häufig hergestellt wurden.
In der damaligen Kultur der Anden waren Textilien wertvoller als Gold und Silber - die kostbarsten Gewänder wurden den Göttern geopfert. Von Inka-Stammesfürsten ausgesuchte Frauen überbrachten die "Fäden zum Himmel" als Opfergabe zur großen Ehre und Anerkennung ihrer Familien.
Im alten Peru galt die Bekleidung der Menschen zugleich als ihre Visitenkarte: Farbwahl und Motive, die Art der Herstellung sowie die Qualität des Tuchs gaben Auskunft über geografische Herkunft, kulturelle Identität, soziale Stellung. Dank des trockenen Klimas in den Wüstengebieten der peruanischen Küste blieben viele Textilien bestens erhalten. Ihre ursprüngliche Leuchtkraft spiegelt sich nahezu ungefiltert bei vielen Exponaten.