<strong>Krefeld. "Jacobs Kaffee wunderbar." Diesen Slogan kennt jeder. Aber welche Menschen stecken dahinter? Das fragte sich auch Louise Jacobs, Enkelin des Firmengründers, und erforschte die Geschichte ihrer Großeltern und ihrer Familie. Damit kehrt die junge Frau, Jahrgang 1982, erstmal in das vorvergangene Jahrhundert zurück und blättert ihre ganz eigene Familiengeschichte auf. Sie gliedert ihren Roman in mehrere Stränge, aus denen abwechselnd berichtet wird, bis sie sich bei ihr und ihren Geschwistern bündeln. Da gibt’s die bodenständige Linie, die Jacobs aus Niedersachsen. In der Nähe von Bremen lebten sie, der erste Sohn erbte jeweils den Hof. Die anderen mussten sich ein Auskommen suchen: Großvater Walther Jacobs trat beim Onkel, auch ein zweiter Sohn, in den Handel ein. Unter seiner Führung entstand dann ein florierendes Kaffeeunternehmen, das lange Zeit das größte Deutschlands war. Viel Fleiß steckte dahinter, ein starker Wille auch. Ein anderes Schicksal erlebte der andere Zweig der Familie, aus der Louise Jacobs stammt. Ein Großvater stammt aus einer sephardischen Familie. Juden, die im 16. Jahrhundert aus Spanien vertrieben wurden und im Exil Sprache, Kultur und Religion bewahrten. Die Jessuruns lebten in Hamburg und mussten vor den Nazis fliehen, gingen nach Lissabon, später in alle Welt hinaus.

Geschickt setzt die Autorin dies alles nebeneinander im fein angezogenen Spannungsbogen. Und wenn der Leser sich wieder in die Geschichte vom Kaffee - Auslandsreisen und Plantagenerlebnisse - vertieft hat, gelangt er wieder nach Hamburg zur Urgroßmutter, die im vornehmen Rothenbaum lebte, eine Dame in einer Villa mit 13 Zimmern.

Das Fesselnde ist die liebevolle Neugier der Autorin für ihre Vorfahren. Mit ihren Gefühlen, Sehnsüchten, Gedanken bei der Suche nach dem Gestern setzt sie sich klug auseinander. Schön auch einige Familienfotos: Man kann sich den Menschen noch mehr nähern. Ein Stammbaum wäre hilfreich gewesen. Chs

Louise Jacobs: Café Heimat. Die Geschichte meiner Familie, Ullstein Verlag,-4, 19,95 Euro. Die Autorin liest am Mittwoch um 20.15 Uhr bei Thalia, Hochstraße, aus ihrem Roman vor.