Ballett: Carmen wird zum „Party-Girl“
Choreograf Robert North bringt den Mythos mit spanischem Flair auf die Bühne. Die Bizet-Oper bleibt dabei außen vor.
Krefeld. Eine freiheitsliebende junge Frau mit dem Potenzial einer Femme fatale: Die Zigeunerin Carmen ist vor allem durch Bizets gleichnamige Oper eine populäre Figur auf der Bühne. Dass der Stoff auch hervorragend als Ballett geeignet ist, haben mehrere Choreografen unter Beweis gestellt.
Auch der hiesige Ballettdirektor Robert North hat sich mit dem Mythos beschäftigt und eine Version geschaffen, die bereits 1997 in Ungarn uraufgeführt wurde. Eine von ihm überarbeitete und erweiterte Fassung feiert am morgigen Samstag Premiere.
North sieht in der spanischen Kultur, zu der er eine besondere Affinität hat, viel tänzerisches Potenzial. „Es gibt Volkstänze, den Stierkampf und Liebesszenen“, sagt er. „Und gerade bei Carmen verschränken sich Tanz und Drama perfekt ineinander.“
In der Handlung bezieht sich North auf die 1847 erschienene Novelle von Prosper Mérimée, die auch Bizet als Vorlage diente. Anders als in der Oper wird dort jedoch die Geschichte in einer Rückblende aus der Sicht Don Josés erzählt. Während der unglücklich liebende Soldat für North ein eher einfacher Charakter ist, findet er in Carmen viele Facetten. „Sie verändert ständig ihre Emotionen, ist ein bisschen Party-Girl, aber auch Anführerin einer Schmugglerbande.“ Elisa Rossignoli ist für den Ballettchef die ideale Besetzung dafür.
Auch musikalisch verspricht es, ein besonderer Abend zu werden. Die mit sinnlichen Gitarrenklängen und temperamentvollem Flamenco gespickte Musik hat Komponist Christopher Benstead eigens für North geschaffen. Lieder mit weiblicher und männlicher Solostimme unterstreichen den volkstümlichen Charakter.
Auch die Ausstattung ist von südlichem Flair gekennzeichnet. Während das von North kreierte Bühnenbild schlicht aus sechs Holztischen besteht, sind die Kostüme von Luisa Spinatelli im 19. Jahrhundert angesiedelt. Die regelmäßig für die Wiener Staatsoper tätige Ausstatterin hat sich für ihre Entwürfe von Gemälden von Francisco de Goya und Gustave Doré inspirieren lassen.
Premiere ist am Samstag, 20 Uhr. Es gibt es noch einige wenige Restkarten.