Barocke Festlichkeit und Freude
Zum Advent bot der Schönhausen-Chor in der Friedenskirche Haydns Cäcilienmesse.
Mit einem Wortspiel hatte der Schönhausen-Chor auf sein großes Adventskonzert aufmerksam gemacht: „Nun komm, des Haydn Heiland“. Jeder Liebhaber der klassischen Musik kennt die Eingangschöre der Kantaten von Johann Sebastian Bach mit dem zugrunde liegenden Titel „Nun komm, der Heiden Heiland“. Doch das Kommen des Publikums hätte sich der Chor in einer größeren Zahl gewünscht. Gerade einmal das Langhaus der Friedenskirche und die erste Reihe der Orgelempore waren am Samstagabend besetzt.
Als Hauptwerk des Adventskonzerts hatten die Musiker die Große Marienzeller Messe in C-Dur von Joseph Haydn ausgewählt, die auch unter dem Namen „Cäcilienmesse“ bekannt ist. Für den heutigen Konzertbesucher mag es ungewohnt sein, dass diese umfangreiche Cäcilienmesse in einer Aufführung von einem Bach-Choral unterbrochen wird.
Doch es ist völlig korrekt nach liturgischer Tradition; schließlich werden in einer Messfeier — auch wenn sie musikalisch ein Hauptthema hat — immer wieder zu bestimmten Gelegenheiten andere Gesänge angestimmt.
Mit dem Eingangschor der Bachkantate BWV 61 begannen der Schönhausen-Chor und das Rheinische Oratorienorchester unter der Leitung von Joachim Neugart das Konzert. Sehr engagiert setzten die Instrumentalisten ein und bildeten erst einmal eine Klangmauer, durch die die leisen Töne des Chores nur schwer dringen konnten.
Beim Kyrie Eleison, dem Beginn der Cäcilienmesse, ist das akustische Kräfteverhältnis zwischen Chor und Orchester ausgewogen, doch der erste Auftritt des Tenors Cezar Dima leidet noch etwas unter dem Spiel der Streicher. Zu einem überzeugenden Jubelgesang setzt der Chor im Gloria an; den Inhalt kann man ohne Lateinkenntnisse am Ausdruck und der frischen Interpretation nachvollziehen.
Gerade die Passagen des Lobgesangs bringen die Sängerinnen und Sänger an diesem Abend in hervorragender Weise. Die Freude des Komponisten — „Und da mir Gott ein fröhliches Herz gegeben hat, so wird er mir schon verzeihen, wenn ich ihm fröhlich diene“ — spiegelt sich in vielen Gesängen seiner Cäcilienmesse wider. Barocke Festlichkeit und Freude, durchaus mit Anklängen an die Arien einer Oper, zaubern die Musiker in der Friedenskirche herbei.
Für die eher ernsteren Inhalte hat Haydn die Partien der Solisten vorgesehen. Hier bieten Sabine Schneider (Sopran), Angela Froemer (Alt), Cezar Dima (Tenor) und Achim Hoffmann (Bass) mehr die liturgische Seriosität. Nach dem zweiten Bach-Intermezzo, dem Eingangschor aus der Kantate BWV 62, folgen in klassischer Manier das Credo, Sanctus, Benedictus und Agnus Dei der Cäcilienmesse.
Die frohe Botschaft wird strahlend präsentiert, Chor, Solisten und Orchester setzen einen festlichen Schlusspunkt. Das Publikum bedankt sich mit einem langen Applaus.