Künstler Will Cassel lädt in sein Atelier ein

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Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Ein schwarzer Stuhl und ein Glas mit seinen berühmten weißen Gipszwergen genügen Will Cassel, um seine philosophischen Weltbetrachtungen mitzuteilen. Traditionell im Dezember lädt der Künstler in sein Wohnhaus und Atelier ein, um seine Jahresernte zu besichtigen.

Tradition ist auch die kleine Performance, mit der er seine Ausstellungen eröffnet. Der Stuhl stammt noch aus seinem Elternhaus, die Zwerge stehen für das Wirkende in der Natur, ein zentrales Thema in Cassels Werk.

„Dort drüben seht ihr Schneewittchen“ sagt er mit schalkhaftem Lächeln und weist auf ein neues großes Bild hin. Viele dunkle Linien und grüne, rote und gelbe Farbflecken sind darauf zu sehen, immer abstrakter wird seine Formensprache. Auch die sieben Zwerge tummeln sich irgendwo auf dem Bild. Die Sieben ist immer eine gute Zahl für mich gewesen“ sagt der 87-Jährige.

Auch wenn er seit einigen Jahren betont, dass die Welt für ihn immer kleiner wird, holt er vor seinem Publikum gedanklich immer wieder weit aus. Er skizziert sein naturwissenschaftliches Denken, nennt Zufall und Ordnung als die entscheidenden Prinzipien seiner Kunst. In seinem Werk verbinden sich verschiedene Welten und auch in den aktuellen Arbeiten stecken alte und neue Elemente. Als „Welt auf dem Tablett“ zeigt sich ein Stillleben aus Äpfeln, einer Spielzeugweltkugel und einem Gipszwerg.

So expressiv und kaum noch gegenständlich sich manche Motive auf den Ölbildern zeigen (etwa der Birnbaum in seinem Garten), so beeindruckend klar und reduziert malt er eine Schale mit Trauben oder einige Äpfel. Viel Poesie steckt in dem „Tanz der Kameliendame“, die in Wahrheit nur aus den leuchtendroten Blüten in einer Vase besteht.

Die Lebendigkeit dieser Bilder täuscht darüber hinweg, dass inzwischen doch das Alter beim Malen seinen Tribut fordert. „Wenn ich aquarelliere, reicht meine Frau mir die Farben.“ sagt der Künstler schmunzelnd. Im nächsten Jahr können die Cassels auf sechzig Ehejahre zurückblicken. Um das zu erleben, sei gute Kommunikation wichtig.

„Warum schafft es der Mensch nicht, Probleme mit seiner Sprache zu regeln?“, fragt Cassel mit Blick auf das derzeitige Weltgeschehen. Typisch für ihn, dass er neben den kleinen immer noch die ganz großen Dinge im Blick hat. „Dem Will geht’s gut — und er arbeitet weiter“ lautet die positive Botschaft an sein Publikum zum Schluss.