Theater Krefeld-Mönchengladbach Bewegende Inszenierung: Israelisches Tmuna-Theater führt Borcherts Drama „Draußen vor der Tür“ auf
Das israelische Tmuna-Theater hat das Stück „Draußen vor der Tür“ bewegend aufgeführt. „Wir werden jeden Tag ermordet“
Krefeld. „Einer von denen, die nach Hause kommen und die dann doch nicht nach Hause kommen, weil für sie kein Zuhause mehr da ist“. So wird die Rolle des Beckmann eingeführt, Kriegheimkehrer in Wolfgang Borcherts Drama „Draußen vor der Tür“. Das 1946 geschriebene Stück wurde nach über 70 Jahren in hebräischer Sprache von Matthias Gehrt, Schauspieldirektor am Theater Krefeld-Mönchengladbach, inszeniert und vom israelischen Tmuna-Theater erstaufgeführt. Am Sonntag präsentierte das Tel Aviver Ensemble dieses Stück nun in der ausverkauften Fabrik Heeder einem begeisterten Publikum.
Die Konzeption hat Regisseur Gehrt eng an die am hiesigen Theater gezeigte Aufführung angelehnt. So lässt er Alon Openhaim als Beckmann, genau wie drei Spielzeiten vor ihm Adrian Linke, auf einer von Regen durchnässten Bühne stehen. Doch die hebräische Sprache erschafft im Wechselspiel mit der deutschen Übertitelung einen ganz neuen Bezug zum Thema Krieg, Tod und Schuld. Der hebräische Beckmann beschwört in seinen Monologen ein fernes, vertrautes Echo aus den archaischen Grundfesten unseres Abendlandes hervor. In seinem Ringen als Mensch, auf Hebräisch „Adam“ mit Gott, „Elohim“ bekommt das deutsche Nachkriegsdrama eine völlig neue Dimension.
Alon Openhaim spielt den Beckmann mit bestürzender Tiefe und auch Dori Engel, Yael Nivron, Maya Har-Zion und Eyal Shecter in den übrigen Rollen überzeugen mit klangvollen Stimmen und ausdrucksstarkem Spiel. Borcherts expressionistische Archetypen wie Gott, Tod oder Beckmanns mysteriöses Schattenselbst erklingen plötzlich wie Gestalten aus dem Alten Testament. Sie spannen dabei einen universellen Bogen über Raum und Zeit: über den Holocaust, der sich wie eine unsichtbare Last über dem düsteren Bühnenbild manifestiert bis in die heutige Zeit.
Von einem zerstörten Deutschland der Nachkriegszeit zu einer israelischen Gegenwart mit Bomben, Tod und Terror. Aber dieses Stück baut auch eine Brücke zwischen Opfern und Tätern. „Wir werden jeden Tag ermordet und jeden Tag begehen wir einen Mord“, resümiert Beckmann. Und so hoffnungslos am Ende sein Schrei durch die durchnässte Einsamkeit erscheinen mag: „Wo seid ihr denn alle? Gebt doch Antwort!“. Es liegt doch in ihm Aufforderung und ein letzter Keim von Hoffnung.