Bewohnt von rätselhaften Geistern
Carla Bozulich berührt in der Kulturrampe.
Krefeld. Der Schmerz hält sich in Grenzen. Und doch lässt das improvisierte Klanggebilde gleich zu Beginn des Konzerts erahnen, in welche Richtung es geht. Zehn Minuten lang entwickelte das Sextett Evangelista um Sängerin Carla Bozulich in der Kulturrampe eine instrumentale Noise-Attacke, die sich bombastisch und bedrohlich dem Abgrund nähert.
Aber das ist nur ein Vorgeschmack: Zwischen schneidenden Gitarrenspuren und tiefen Celloklängen wie beim Stück "Iris didn’t spell" setzen Evangelista bei ihrem Avantgarde-Rock vor allem auf Soundcollagen und Bozulichs dunkle Stimme. "Gospel Noise" nennt die 1965 in New York geborene Künstlerin ihre eigenwillige Rockkonstruktion.
Konventionelle Songstrukturen sucht man bei Evangelista vergeblich. Dafür ist der theatralische Ausdruck maßgebend. Melancholie und Aufbruch, Wut und Verletzlichkeit wechseln so schnell wie die Elemente aus Blues, Country und Punk. Das Klangkunstwerk verstört und berührt. Gerade Bozulichs Stimme wirkt dabei wie von rätselhaften Geistern bewohnt. Die Zuhörer des Konzerts der Unrock Series zeigen sich beeindruckt. Ihr Applaus wird mit einer Zugabe belohnt - ein nicht minder berührendes, lärmendes Ende.