Biebrichers Pläne für das Golfclubhaus
Auch der Architekten-Kollege von Ludwig Mies van der Rohe beteiligte sich seinerzeit an dem Wettbewerb.
Krefeld. Neben dem Architekten Ludwig Mies van der Rohe, nach dessen Plänen derzeit das Modell auf dem Krefelder Egelsberg als temporäres Museum entstanden ist, hatte sich auch der Krefelder Architekt August Biebricher seinerzeit an dem Wettbewerb für den Bau eines Clubhauses für den Krefelder Golfclub beteiligt.
In der Bezirksvertretung Ost, die sich wegen der Errichtung des „Mies 1:1-Modells“ auf dem Egelsberg nach den Entwürfen van der Rohes mit dem Thema befasst hatte, tauchte die Frage auf, ob sich noch andere Architekten an dem Wettbewerb beteiligt hätten.
Es stellte sich heraus, dass nachweislich neben van der Rohe nur Biebricher einen Entwurf für den Wettbewerb einreichte. Christiane Lange, Vorsitzende des Projekts Mies in Krefeld (MIK), hat bei ihren Nachforschungen zwar einen Hinweis auf einen dritten Beteiligten gefunden, der sich aber nicht bestätigen ließ.
Der Krefelder Denkmalschützer Gerhard Hanisch hat in seinem Fundus die Dissertation von Ruth Fannei über Leben und Werk des Baumeisters August Biebricher. Nach Hinweisen aus diesem Buch wurden jetzt im Stadtarchiv im Nachlass Biebrichers zwei Fotos seines Entwurfes gefunden.
Die Aufnahmen, die in einem unscheinbaren Umschlag steckten, sind nicht größer als eine Postkarte und bislang die einzigen Beweise für Biebrichers Beteiligung an dem Wettbewerb. Der Golfclub hatte nach Vorliegen der Pläne die Architekten aufgefordert, für eine Ausstellung im Kaiser-Wilhelm-Museum ein Modell anzufertigen. Dies hatte Biebricher dann gemacht und sein Modell wurde anschließend fotografiert.
Im Gegensatz zu Mies van der Rohe hatte Biebricher für die verschiedenen vorgesehenen Nutzungen einzelne Häuser geplant. Laut Anforderung des Wettbewerbs sollte ein Gesellschaftsbereich mit Gelegenheit für Tanz, teils überdacht und unter freiem Himmel vorhanden sein. Außerdem sollte das Ensemble ein Bridgezimmer, eine Trainerwohnung, einen Bereich für Caddys und eine Wohnung für ein Wirtschafterehepaar enthalten, das immer vor Ort sein sollte.
Biebrichers Häuser sind deutlich höher als das von Mies geplante Objekt, das sieht man an den Fotos. Genaue Maße oder Pläne sind aber nicht gefunden worden. Die Bauten ähneln mit ihren eingerückten Dächern zum Teil dem Schulgebäude am Danziger Platz, dem letzten von August Biebricher verwirklichten Gebäude in Krefeld.
Welchen Entwurf die Golfclub-Verantwortlichen bevorzugt haben, ist nicht bekannt. Jedenfalls hatten beide Architekten prominente Fürsprecher im Club, denen sie jeweils die Privathäuser gebaut hatten: Für Biebricher machte sich Rudolf Oetker stark, für Mies van der Rohe sprach Hermann Lange.
Der Wettbewerb war angesichts der sich abzeichnenden Wirtschaftskrise und mangels ausreichender Finanzmittel des Golfclubs vorzeitig beendet worden. Das Clubhaus am Egelsberg wurde nie gebaut. Erst das Modell von MIK macht diese Pläne jetzt für alle Krefelder und Architekturinteressierten präsent und erlebbar. Red