Bookcrossing: Bücher auf Reisen schicken

Literatur ist auch zum Tauschen da. Über eine Datenbank im Internet kann der Weg des Buches verfolgt werden. Tanja Müller ist im Café Saint-Denis die Patin des Projektes.

Krefeld. Es setzt schon eine kleine Revolution des eigenen Besitzdenkens voraus: Bookcrosser finden es zu schade, dass viele Bücher, nach dem sie gelesen wurden, in Regalen verstauben und nie wieder geöffnet werden. Bookcrosser lassen ihre Bücher frei und schicken sie auf Reisen.

Der weltweite Trend in Sachen Bücherwechsel findet auch in Krefeld immer mehr Anhänger: Seit April ist das Café Saint-Denis offizielle Bookcrossing-Zone und bemüht sich um mehr Zulauf.

Ein großes Bücherregal schmückt nun das gemütliche Café. Die Bücher darin kann jeder mitnehmen, der will. Denn der Bookcrossing-Gedanke stellt die Freude, ein Buch gelesen zu haben über die, es zu besitzen. „In den Büchern findet man Aufkleber, auf denen unter anderem die Bookcrossing-Nummer eines Buches vermerkt ist“, erklärt Tanja Müller.

Die junge Mutter ist die Patin des Bookcrossing-Standortes in Krefeld. „Im Internet kann man mit Hilfe dieser Nummer das Buch, das man auf Reisen geschickt hat, weiter verfolgen.“ Und so werden die Bücher nicht nur von Standort zu Standort gebracht, sondern können viel abenteuerlicher freigelassen werden: etwa in der Bahn, in der Bar oder im Park. Wer das Buch findet, darf sich freuen, das Buch lesen, und es weiterschicken.

Natürlich können Bücher, deren Verbleib von internetscheuen Nachfolgelesern nicht vermerkt wird, auch verschwinden. „Doch meistens funktioniert es, und es macht wirklich Spaß, sein Buch zu verfolgen“, findet Tanja Müller. Sie selbst konnte ihre Bücher noch nicht über die Grenzen Deutschlands hinaus schicken, was wohl auch mit der Einschränkung des Interessentenkreises durch die deutsche Sprache zusammenhängt. „Aber eine Freundin von mir hat sich in Neuseeland ein englischsprachiges Buch gekauft, es in Deutschland freigelassen und es bis nach Afrika verfolgen können gereist.“

Das Finden von Büchern muss man nicht nur dem Zufall überlassen, mit Hilfe der Internetseite kann man auch gezielt auf die Jagd gehen. „Über das Forum erfährt man auch von Bookcrossing-Treffen und Events. Ich war über Pfingsten in München und konnte mir dann eine große Release-Aktion im Englischen Garten ansehen, überall waren Bücher.“

Eine Bookcrosserin aus der Schweiz und ihr Krefelder Ehemann haben das Café Saint-Denis als offiziellen Standort ausgewählt und der Besitzer war einverstanden. Die Idee des Bookcrossing stammt aus den USA, 2001 wurde die Internetseite online gestellt. Derzeit hat die Seite rund zwei Millionen Nutzer und neun Millionen registrierte Bücher, die durch 132 Länder reisen.

Tanja Müller ist ein Bücherwurm. „Ich liebe Bücher und habe noch immer viel zu viele. Ich finde, in dem ich sie auf Reisen schicke, erweise ich ihnen mehr Ehre, als wenn ich sie im Keller einsperre.“