Serie "Schlaglichter der Sammlung": Die perfekte Inszenierung des auferstandenen Erlösers

„Christus in der Vorhölle“, das dem Franzosen Pierre Subleyras zugeschrieben wird, ist ein gutes Beispiel spätbarocker Malerei.

Krefeld. Die helle Gestalt des auferstandenen Christus zieht alle Blicke auf sich. Als perfekte Inszenierung präsentiert sich das Gemälde „Christus in der Vorhölle“, das dem französischen Barockmaler Pierre Subleyras zugeschrieben wird.

Das weder datierte noch signierte Bild gehört zum Grundstock der Sammlung des Kaiser-Wilhelm-Museums. Denn bereits vor Eröffnung des Hauses am Karlsplatz wurde es als Geschenk des Krefelder Hoteliers Beltz an den Museumsverein übergeben.

Entstanden ist das Gemälde vermutlich zwischen 1728 und 1749, dem Todesjahr des Künstlers. Diese Zeit verbrachte Pierre Subleyras in Rom, wo er es zu besonderem Ansehen brachte. „Er wurde zum Haus- und Hofmaler des Vatikans“, erzählt Sabine Röder von den Kunstmuseen.

Er wurde von einem Kardinal gefördert und bekam dadurch viele Porträtaufträge, so auch vom damaligen Papst Benedikt XIV. Dieses Gemälde, das 1741 entstanden ist und sich heute im französischen Schloss Chantilly befindet, zählt zum Höhepunkt seines Schaffens. Subleyras spezialisierte sich außerdem auf religiöse Historienbilder, zu denen auch das Krefelder Gemälde gezählt wird.

Der im Titel genannte Begriff „Vorhölle“ beschreibt einen Grenzbereich zwischen Himmel und Fegefeuer, was auch in der lateinischen Bezeichnung „Limbus“ (Saum, Rand), zum Ausdruck kommt.

Subleyras’ Bild erzählt die Geschichte vom auferstandenen Christus, der in die Vorhölle kommt, um die dort verharrenden Menschen zu erlösen. Dazu gehören die ungetauften Kinder, die auf dem Bild unter vielen anderen Figuren eine prominente Position einnehmen. Sie sind rechts von Christus in seiner unmittelbaren Nähe zu sehen, so dass das helle Licht, das die Gestalt des Auferstandenen umgibt, auch auf sie fällt.

Diese dramatische Lichtführung sowie das Spiel mit Licht und Schatten weisen den Künstler als spätbarocken Meister aus. Dazu passt auch der als düstere Höhlenlandschaft gestaltete Ort. „Das Ganze erinnert an eine Theaterkulisse“, findet Röder. Die Komposition des Bildes ist gelungen, denn trotz der Fülle der Figuren, die sich auf zwei Bildhälften tummeln, gibt es eine innere Ordnung, die alles zusammenhält.

Die Personen sind nicht statisch, sondern in Bewegung. Bei genauerem Hinsehen wird man feststellen, dass sich ihre Körperhaltung auf die zentrale Figur des Erlösers bezieht. „Der muskulöse Körper dieser Christusfigur ist auffällig“, bemerkt Röder. In der Betonung des Körperlichen erinnere sie ein wenig an die Darstellung Jesu in Michelangelos Jüngstem Gericht: „Die Sixtinische Kapelle war Subleyras sicher präsent“, sagt die Kunsthistorikerin und ergänzt: „Der zierliche Kopf, den Subleyras seinem Christus gibt, passt allerdings nicht ganz dazu.“

Insgesamt ist das Ölgemälde ein qualitativ hochwertiges Beispiel spätbarocker Malerei und nimmt in der Sammlung des Kaiser-Wilhelm-Museums eine besondere Stellung ein.