Das Theater trauert um Graham Jackson
Vor knapp zwei Wochen hatte sich der Generalmusikdirektor von seinem Publikum verabschiedet. Gestern Morgen starb er.
Krefeld. Graham Jackson ist nur 45 Jahre alt geworden. Montagmorgen erlag er im Kreis seiner Familie seinem schweren Krebsleiden. Sein gefeiertes letztes Konzert, mit dem er Abschied von seiner Aufgabe als Generalmusikdirektor des Theaters Krefeld und Mönchengladbach und als Chefdirigent der Niederrheinischen Sinfoniker genommen hatte, ist gerade einmal zweieinhalb Wochen her. Jackson hinterlässt eine Frau und vier Kinder. „Wir trauern um einen exzellenten Dirigenten und um einen wunderbaren Kollegen und bezaubernden Menschen“, sagt Generalintendant Michael Grosse.
Jackson ging sehr diskret mit seiner Krankheit um, ließ sich in den Theaterferien behandeln und absolvierte klaglos weiterhin ein enormes Arbeitspensum, das Grosse bei seiner Verabschiedung als „selbstlos“ bezeichnete. „Er hat für seine Kunst gelebt, hat die Konzertprogramme nach den Bedürfnissen seines Publikums gestaltet und nicht danach, was für seine Karriere förderlich ist.“
Erst Mitte Mai hatte Jackson das Orchester und engste Mitarbeiter davon unterrichtet, dass er die Metastasen in der Leber mit einer Therapie bekämpfen müsse, bei der ihm die Haare ausgehen könnten. Erst danach gab er Dirigate ab und trat etwas kürzer.
Beim Abschiedskonzert hatte er in der ihm eigenen temperamentvollen Art noch einmal alles gegeben und unter Zuhilfenahme schwerer Medikamente zwar mit schwindender Kraft, aber begeistert und begeisternd wie eh und je dirigiert.
Im Anschluss bedankte er sich dafür, dass die Menschen ihm hier eine Heimat geboten hätten. „Wir haben uns vom ersten Tag an wohlgefühlt und haben bisher an keinem Ort so lange gelebt wie hier“, sagte der Brite, der mit seiner Familie kürzlich nach neun Jahren am Niederrhein nach England zurückgezogen war.
Jackson hatte an der Universität Cambridge sowie am Royal Northern College of Music in Manchester studiert. Seine Dirigentenkarriere begann als Kapellmeister der Welsh National Opera in Cardiff. Von 2000 bis 2003 war er als erster Kapellmeister in Bremen tätig. Danach leitete er ab 2003 als Generalmusikdirektor mit viel Elan und technischer Brillanz die Niederrheinischen Sinfoniker. „Wir fühlen mit seiner Frau Adrienne und den vier Kindern und wünschen ihnen viel Kraft“, sagt Grosse.