Brahms: Trauer im romantischen Stil
In St. Josef ist das „Deutsche Requiem“ von Brahms aufgeführt worden. Ersatz für kranken Solisten gefunden.
Krefeld. Eines der schönsten und größten Chorwerke der Musikliteratur versprach Heinz-Peter Kortmann den Besuchern der sehr gut besuchten Kirche St. Josef. „In seinem ,Deutschen Requiem’ geht Brahms eigene Wege“, erklärte der Dirigent des Konzerts am Samstagabend. „Er vermittelt Zuversicht, seine Musik tröstet die Hinterbliebenen.“
Für den Chorleiter und die anderen Beteiligten hatte es am Samstagnachmittag noch Schrecksekunden gegeben, denn der Solist Sebastian Klein (Bass) musste sich krankmelden. Zum Glück hatte er mit Franz Gerihsen (Bass) auf die Schnelle einen Ersatzmann finden können, der mit dem Requiem vertraut war.
Das Werk kommt mit seiner Aufteilung der Stimmen und der Häufigkeit ihres Einsatzes einer spontanen Hilfe sehr entgegen. Das Besondere des 1861 bis 1868 entstandenen Requiems von Brahms offenbart sich schon zu Beginn des ersten Satzes. Das inhaltliche Hauptmotiv, das Brahms aus selbst zusammengestellten Bibelzitaten der Luther-Übersetzung wählt — „Selig sind die, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden“ — und gleich an den Anfang setzt, spannt einen Bogen über das ganze Werk.
Wunderbar setzen ihn der Crescendo Chor Krefeld und das Rheinische Oratorienorchester auch um: Trauer und Trost im romantischen Stil vermitteln sie gekonnt wie einfühlsam. Chor und Orchester verschmelzen zu einer perfekten Einheit, der die beiden Solisten Ewa Stoschek (Sopran) und Gerihsen noch bereichernde Akzente beisteuern — sei es in den wenigen dramatischen Momenten des Werkes oder aber in den zahlreichen Partien, in denen die Musik wie Balsam für die Seele wirken kann.
Auch ohne Erklärungen und das Mitlesen des Textes wird in dieser Interpretation spürbar, dass der Komponist Trost spenden möchte.
Brahms wird ihn wohl auch selber aus dieser Arbeit gezogen haben, denn im fünften Satz vertont er den Vers aus Jesaja 66,13 „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet“ und gedenkt damit auch seiner verstorbenen Mutter.
Die Sopranistin bringt mit ihrem Gesang viel Wärme und Zuversicht zum Ausdruck. Der Abend in der Pfarrkirche St. Josef bot eine gelungene Präsentation aller Beteiligten, für die sich das Publikum mit stehendem Applaus bedankte.