„Chrono“: Schemenhafter Kampf im Dunkeln
Purer Tanz und simple Dramaturgie beim niederländischen Stück „Chrono“.
Krefeld. Mit einem Stück, das in den Niederlanden für Aufsehen gesorgt hat, ging am Freitag in der Fabrik Heeder die Kulturbüro-Reihe „Twist — Tanz im Westen“ nach kleiner Pause weiter. Die Choreographie „Chrono“ und ihr Schöpfer Joeri Dubbe wurden gerade bei den Niederländischen Tanztagen ausgezeichnet.
Dubbe war Tänzer beim Nederlands Dans Theater: Diese Herkunft aus einem der Spitzenensembles des zeitgenössischen Tanzes merkt man seinem Werk an. Die Bewegungen der zwei Tänzerinnen und drei Tänzer sind fließend, perfekt im Timing und mit Entsprechung zur Musik choreographiert. Reiner Tanz war also zu sehen, ungewöhnlich für den Spielort, an dem sonst eher die Tanztheaterproduktionen dominieren.
Über der Bühne hängt eine Lichtmatrix, gebildet aus 80 Glühbirnen in vier Ebenen à jeweils fünfmal vier Birnen. Die Lampen blinken teils rhythmisch, leuchten nur teilweise auf und folgen den Positionen der Tänzer. Oder folgen diese dem Licht?
Soli, Duos, Gruppensequenzen sind geschickt aneinandergereiht, im Halbdunkel der Bühne tauchen die Tänzer fast unmerklich auf und treten wieder ab. In der ersten Phase des Stücks tragen alle schwarze Kapuzenshirts, die Gesichter bleiben schemenhaft, oft wird sogar mit dem Rücken zum Publikum getanzt.
Die Beziehung zwischen Mensch und Technologie ist Thema, so steht’s im Programm. Für die Technologie mögen die Lichtmatrix und die elektronischen Beats der Musik stehen. Die Tänzer, durch die Kapuzen zunächst als Individuen nicht sichtbar, führen gegen sie gewissermaßen einen Kampf im Dunkeln.
Am Ende gelingt einem Paar die Menschwerdung. Der Mann steht mit nacktem Oberkörper da, die Frau im Kleid — man ist (fast) im Ballett gelandet. Der Pas de deux ist elegant choreographiert, ein Augenschmaus.
Am Ende entschied sich das Publikum eindeutig dafür, die gängige Ästhetik der Choreographie zu goutieren, die etwas simple Dramaturgie wurde billigend in Kauf genommen.