Haus Esters: Ausstellung "Dog Days" - Ein Schwarz, das die Welt verschlingt
Mamma Andersson zeigt ihre todtraurigen Bilder erstmals in Deutschland.
Krefeld. Nach diesem Schwarz hat sie lange gesucht. Nun hat es sich tief in die Pappelholz-Platte gesaugt, auf der die schwedische Künstlerin Karin Mamma Andersson ein Meer und ein kleines Boot gemalt hat. Die beiden Menschen, die darin sitzen, wirken verloren und verdammt, weil das Meer aus jenem lichtlosen Schwarz besteht, das alles zu verschlingen scheint. Es ist ein todtrauriges Bild, ohne Hoffnung und ohne jeden Trost.
Die Bilder, die ab Sonntag in der Ausstellung „Dog Days“ in Haus Esters zu sehen sind, strahlen eine Schwermut aus, die man oft mit Skandinavien assoziiert. Hoch im Norden fehlt es den Menschen im Winter an Sonne und Licht, und irgendwie scheint sich dieses Gefühl trotz heller, warmer Sommertage in manchen Seelen festzufressen. „Ich möchte in meinen Bildern nichts Persönliches und Privates erzählen“, sagt Andersson. „Aber das ist unmöglich.“
Die Künstlerin, die ihren Allerweltsnamen durch „Mamma“ ersetzt hat, seit sie bereits im Studium an der Kunstakademie zwei Kinder bekam, gehört mit fast 50 zu den wichtigsten Künstlerinnen ihres Landes. Museumschef Martin Hentschel stellt sie nun erstmals in Deutschland aus.
Die zwölf Gemälde und vier Papierarbeiten, die Andersson eigens für Krefeld gestaltet hat, haben außer dem düsteren Grundgefühl wenig gemeinsam. Die Künstlerin malt, wie sie selbst erklärt, ohne Plan. Die Basis eines Bildes findet sie in der Regel auf Fotos, die das „Herz der Geschichte“ bilden.
Sie stammen aus alten Büchern und Theaterprospekten, auch Tatortfotos der Polizei sind darunter. Je länger sie malt, umso mehr entfernt sie sich von den Vorlagen: „Das Momentane verschwindet, es entstehen Metaphern für existenzielle Lebenssituationen“, sagt Hentschel.
Meisterhaft gelingt das bei einem Bild, dessen Grundlage ein Touristenfoto vom Elk River in Minnesota war. „Es enthielt keine Tragik, nur Glück“, erzählt Andersson. Auf perfide Weise verkehrt sie es ins Gegenteil:
Die Menschen, die über eine Brücke gehen, hat sie teils brutal übermalt. Übrig geblieben ist eine Familie, auseinander gerissen und entfremdet. Der Himmel über ihnen ist schwarz wie die Nacht.