Tanz Das bietet das Tanz-NRW-Festival
Krefeld · Im Mai steht in der Fabrik Heeder erneut an drei Tagen zeitgenössischer Tanz im Fokus. Von mitreißend oder berührend bis skurril.
Zeitgenössischer Tanz eröffnet eine unermessliche Weite an ästhetischen Eindrücken. Kann mal euphorisieren durch feinste Bewegungskunst, kann aufrütteln durch treffsichere Spiegelung von gesellschaftlichen Themen oder Problemen oder auch mal verstören durch nicht selten auch schmerzhafte Einblicke in Seelenlandschaften voller Expressivität. Dabei kann dies alles so viel Freude bereiten, zum Nachdenken, Nachfühlen anregen. Diese Diversität, die oft Künste amalgamiert, miteinander mischt, bemüht sich das Tanz-NRW-Festival abzubilden, den Dialog zwischen Schaffenden und Rezipienten zu fördern, auf Tanz-Künstler aus NRW aufmerksam zu machen und zeitgleich abzubilden, welche bedeutenden Choreografien oder Performances in unserer Region entstanden sind. Zeitgenössischen Tanz gibt es in Krefeld natürlich auch sonst, in der Reihe „Move!“ in der Fabrik Heeder, die zugleich auch der Krefelder Veranstaltungsort für das Tanz-NRW-Festival sein wird. Doch bietet das Festival einen kondensierten Blick auf Tanz aus ganz NRW.
Bei dem Festival zeigen auch junge Künstler ihre Arbeiten
Das Festival, das von dem Kulturbüro Krefeld mit der Fabrik Heeder mitveranstaltet wird, findet vom 8. bis zum 19. Mai (in Krefeld vom 12. bis 18. Mai) statt. Initiiert von der Veranstaltergemeinschaft der Tanzproduzenten-Konferenz NRW, einem Zusammenschluss von Tanzproduzenten und -veranstaltern, wurden aus über 130 Bewerbungen 24 Arbeiten von Künstlern – die die Diversität der heutigen zeitgenössischen Bewegungskunst abbilden – ausgewählt. Dieses Jahr, es ist die siebte Ausgabe des zweijährlich stattfindenden Festivals, erwarten das Krefelder Publikum drei speziell ausgewählte Performances, eine Videoinstallation von Lili M. Rampe (“Authorised“) und nicht zuletzt neben Begleitformaten zu den einzelnen Produktionen auch wieder eine Präsentation von jungen Künstlern.
Den Anfang in Krefeld macht am Sonntag, 12. Mai, „Atara“ der israelischen in Köln lebenden Choreografin Reut Shemesh. Sie thematisiert in ihrer Arbeit Geschlechterrollen, familiäre Strukturen aus unterschiedlichen orthodoxen und säkularen Perspektiven. Dabei rückt die Spannung zwischen sich gegenüberstehenden Wertvorstellungen in den Mittelpunkt. Sexualität, Schuld und Scham in religiösem Kontext werden diskursiv beleuchtet, ausgehend von Interviews und Fotografien durch „Reenactment“, Sprache und Bewegung. Eine Besonderheit an diesem Tag ist vor der Vorstellung ab 17 Uhr eine sogenannte „Physical Introduction“ durchgeführt von Tanzvermittlerin Anja Bornšek. Hierbei werden die Besucher durch einfache körperliche Übungen, zeitgleich aber auch mental auf das Stück „eingestimmt“, sensibilisiert. Hierbei kann jeder mitmachen, es bedarf keiner Vorkenntnisse.
Eine ganz außergewöhnliche Performance ist „My Saturday went pretty well until I realized it was Monday” (Mein Samstag lief ganz gut, bis ich begriff, dass es Montag war) von Simon Hartmann und Daniel Ernesto Mueller (kurz: Hartmannmueller). Das 2018 im Tanzhaus NRW in Düsseldorf uraufgeführte Werk stellt mit einer selbstironischen, absolut skurrilen Note die Frage: Wie kann ein menschlicher Körper haltbar gemacht werden? Verrückt ist dies alles, ja, aber es gibt so viele Subtexte und Ebenen, die zu entdecken sind. Diese erklären wird mit Sicherheit die vorher stattfindende Einführung mit René Linke (Dienstag, 14. Mai).
Am Samstag, 18. Mai, präsentieren zunächst junge Künstler erste Eindrücke von ihrer Recherche im Format „Sprungbrett <> Tanzrecherche NRW“ zu den Themen „urbane Tanzkultur“ einerseits und bolivianischen Tinku-Tanz. Das Kooperationsprojekt zwischen Tanz-NRW und dem NRW Kultursekretariat ermöglichte es insgesamt sechs Absolventen von Kunsthochschulen in NRW, sich in zwei Recherchephasen im Tanzhaus NRW und dem Pact im Zollverein Essen intensiv mit choreografischen Thematiken auseinanderzusetzen.
Den Abschluss in Krefeld bildet „Phobos“ von der Cooperativa Maura Morales. Die in Düsseldorf ansässige Choreografin Morales hat gemeinsam mit Musiker Michio Woirgardt ein Stück vorgelegt, das ein massives Statement gegen sexualisierte Gewalt ist. Das Werk versteht sich als tänzerische Antwort auf die #metoo-Debatte. Kraftvoll, wütend und voller Mut.
Erwähnenswert ist schließlich, dass das sowohl vom Kulturministerium des Landes als auch von der Kunststiftung NRW geförderte Festival in Krefeld durch die finanzielle Unterstützung der Sparda-Bank West ermöglicht wird.
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