Fabrik Heeder Tapetenwechsel für die Fabrik Heeder
Die Ausstellung der Künstlerin Sabine Schellhorn ist ab Samstag, 8. September, in der Pförtnerloge zu sehen. Es ist die letzte dieser Reihe, da die Dreijahresförderung durch das Kulturbüro ausläuft.
Krefeld. Passender geht es eigentlich nicht: Für die Künstler, die in der Reihe „Pförtnerloge“ zu kleinen Ausstellungen eingeladen werden, gibt es diesmal die Vorgabe, eine „raumbezogene“ Kunst zu zeigen. Das hat sich Sabine Schellhorn nicht zweimal sagen lassen. Sie präsentiert ab kommendem Samstag ihre Installation „Tapetenwechsel“. Es ist im Augenblick die letzte Ausstellung. Nicht nur für 2018, sondern auch für diese Reihe, denn die Dreijahresförderung durch das Kulturbüro der Stadt Krefeld läuft damit aus.
Deshalb scheint die geschichtliche Aufarbeitung des Raumes der Künstlerin wichtig zu sein. An der fensterlosen Wand der Pförtnerloge hat sie mehrere Bahnen unterschiedlicher Tapeten aufgehängt. Auf den ersten Blick erscheinen die farbigen Muster auf den 2,80 Meter langen Bahnen wie typisches Tapetendesign, wobei man sich bei den Unterschieden schnell fragt, ob da verschiedene Tapetenmoden wiederbelebt wurden.
Die Gestaltung der Bahnen macht für das geübte Auge deutlich, dass sie wie gewöhnliche Tapeten ebenso völlig stimmige Anschnitte im Muster haben — dass hier ein Rapport vorgegeben ist und man mit weiteren Exemplaren eine Wand nach allen Regeln der Handwerkskunst korrekt tapezieren könnte. Mit diesen Arbeiten lenkt Schellhorn den Blick auf die Geschichte der Fabrik Heeder, in der seit der Mitte des 19. Jahrhunderts Tapeten hergestellt wurden.
Doch mit ihrem Raumbezug zum Ausstellungsort wird die Künstlerin noch deutlicher. Kann man sich den fünf verschiedenen Tapetenbahnen nähern — wie es auf der Vernissage und Finissage möglich sein wird —, fällt auf, dass die Bahnen nicht aus Papier bestehen, sondern aus Wachstuch. Die Fabrik Heeder fungierte einst als Tapeten- und Wachstuchfabrik, lernt man auf diese Weise.
Verschlüsselt und demzufolge nur mit Erklärungen verständlich sind die Elemente, die die Wachstuchbahnen schmücken. Sie stammen aus dem Jahresprojekt „365+1 Siegel“ der Künstlerin. Vor rund 20 Jahren hat Schellhorn diesen immer währenden Kalender erfunden, indem sie jedem Tag des Jahres — plus einem zusätzlichen für ein Schaltjahr — ein bestimmtes Zeichen gegeben hat.
In den neun verschiedenen Zeichen, die einzeln eingesetzt oder zu Mustern zusammengefügt werden, stecken ebenso Beziehungen zum Raum der Pförtnerloge. In dieser Auswahl verbergen sich nämlich die Geburts- und Todestage einiger ehemaliger Firmeninhaber aus den Familien Heeder und Devries. Zwei ihrer Zeichen hat Schellhorn plastisch umgesetzt; sie bestehen aus mehreren Lagen Wellpappe, die in der Moerser Wellkistenfabrik Fritz Peters ausgeführt wurden. „Über diese Arbeit wird die Historie des Platzes wieder deutlich,“ sagt Brigitta Heidtmann, die gemeinsam mit Claudia Reich vom BBK Niederrhein die Ausstellungsreihe in der Pförtnerloge organisiert.