Jugendtheater Kresch wird 30 und feiert das Miteinander

Gute Nachrichten für das Jugendtheater: Das Programm für die Spielzeit 18/19 steht. Und auch finanziell könnte sich etwas ändern.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Krefeld. Die kommende Spielzeit im Kresch-Theater ist wahrlich eine besondere. Im November feiert das Jugendtheater sein 30-jähriges Bestehen. Folglich haben die künstlerischen Leiter des Theaters, Helmut Wenderoth und Franz Mestre, ein Programm konzipiert, das an die Tradition des sich stetig neu erfindenden Theaters anknüpfen soll. Programmatisch wird vorrangig eine zentrale Komponente in den Fokus gerückt: Das Miteinander zwischen den Akteuren im Theater.

Auch die Beziehung des Publikums zu den Darstellern wolle man in dieser Spielzeit und in Zukunft deutlich betonen. Gemeinsam mit Kulturbüroleiter Jürgen Sauerland-Freer haben Mestre und Wenderoth die neuen Inszenierungen vorgestellt.

„Das Kresch-Theater ist eine große Erfolgsgeschichte“, resümiert Sauerland-Freer die Entwicklungen der vergangenen 30 Jahre. Nachdem im November 1988 noch unter der Förderung des Bundeslandes im Rahmen eines Schulprojektes die erste Aufführung stattfand, wurde das Theater später kommunalisiert und bietet seitdem „anspruchsvolles Jugend- und Kindertheater“, so Sauerland-Freer. Dies wird bald womöglich auch finanziell gewürdigt. Denn der Landeszuschuss für den Theaterbetrieb soll eine Erhöhung erfahren, verkündet er. In der Vergangenheit habe man stets mit neuen Ideen aufwarten können, was auch in der Tradition des Theaters steht, sich stetig neu zu erfinden.

In diesem Jahr stehe daher das Konzept des Miteinanders im Vordergrund, sagt Wenderoth. Deswegen eröffnet man die Spielzeit mit einem großen „Kresch-Fest“, in dessen Rahmen das Publikum in Kontakt mit den Darstellern kommen kann. Zudem werden kleine Auszüge aus den Stücken präsentiert — gewissermaßen analoge Trailer, so Franz Mestre. Er selbst war bereits zur Zeit der ersten Aufführung vor 30 Jahren im Kresch-Theater aktiv, nun ist er an der künstlerischen Ausgestaltung des Programms beteiligt, das sich gezielt aus literarischen Klassikern und modernen Werken für alle Altersklassen zusammensetzt. Bei Mestres Adaption der „Flüchtlingsgespräche“ Berthold Brechts soll durch die Auseinandersetzung mit der deutschen Flüchtlingsgeschichte Verständnis für Geflüchtete geschaffen werden.

Der Anspruch sei letztlich, aus der zwar nicht identischen Spieglung der Verhältnisse ein differenzierteres Verständnis für den inneren Konflikt Geflüchteter zu erlangen. Die Frage, wer man ohne seinen Pass ist, sei schließlich für viele Menschen Realität, so Mestre. Man sei sowohl ein- wie auch ausgeschlossen. Um dieses Gefühl zu versinnbildlichen, findet das Stück in einem Bunker statt, der die parabolische Verfremdung des Brechtschen Theaters ausdrücken soll.

Helmut Wenderoth bietet im Rahmen des „Theaters im Klassenzimmer“ mit dem Stück „Lügen Lernen oder Schauspieler Sein“ ein analoges Tutorial für den Schauspielberuf. Hier greift Wenderoth ebenfalls das Motiv des Miteinanders auf, das Zusammenspiel zwischen Publikum und Bühne auf einer unverfälschten Ebene. Ein Erlebnis, das in der heutigen Zeit an Rarität gewinne.

In Franz Mestres Inszenierung von Michael Endes Klassikers „Momo“ wird eben jenes gesellschaftliche Empfinden von Zeit und ihrer Nutzung durch die Antagonismen zwischen dem Erleben und Genuss von Momenten und einer effizienten Planung des eigenen Alltags problematisiert. Besonders anhand des Miteinanders zwischen Publikum und Bühne während eines Stückes beabsichtigen Wenderoth und Mestre Momente jenseits der digitalen Welt zu schaffen, die nicht reproduzierbar und folglich einmalig sind.

Ein kleiner Anachronismus, der nur über die Dauer des Stückes anhalten soll. Man wolle den Menschen die Lust an den digitalen Geräten schließlich nicht nehmen.