Abschied Das Theater ist eine Herzensangelegenheit
Marketingchefin Saskia Fetten verlässt nach neun Jahren Krefeld. Sie macht sich selbstständig.
Krefeld. Das Büro von Saskia Fetten gehört zu den ordentlichen. Die Marketingchefin holt die Milch zum Kaffee aus dem Schrank, auf dem Schreibtisch liegt alles feinsäuberlich gestapelt an seinem Platz. Nichts sieht nach Aufbruch aus. Das trügt. Nach neun Jahren verlässt die Marketingchefin das Theater Krefeld und Mönchengladbach.
Das Stadttheater verliert damit eine Mitarbeiterin, die Marketing gelernt, aber Theater gelebt hat. „Sobald ich mit Leuten ins Theater gehe, die das nicht oft machen, bekommen sie rote Wangen und glänzende Augen. Das ist unheimlich schön. Der Zauber des Theaters ist unmittelba es Erleben. Nicht umsonst gibt es das Theater schon so lange.“ Als Marketingchefin muss sie so etwas sagen, authentisch wird es, kennt man ihren Werdegang.
Begonnen hat die Begeisterung früh. Ihr Großvater war Opernsänger, selbst gesungen hat sie ebenfalls. „Die Liebe zur klassischen Musik war immer vorhanden.“ Schon nach ihrem ersten Praktikum an der Rheinoper in Düsseldorf wusste sie, dass das das Richtige für sie ist. „Da hatte ich das Gefühl, angekommen zu sein.“ Es beginnt ein schneller Aufstieg.
Auf eine Regiehospitanz folgte ein Jahr, in dem sie die Ballettdramaturgie übernahm. Dafür wurde sie von Ballettdirektor Robert North unter die Fittiche genommen. Unter Intendant Jens Pesel wird sie Assistentin in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Stadttheaters. Zeitgleich bewirbt sie sich als Pressereferentin für das neue Team um Michael Grosse und bekommt die Stelle. „Die drei Jobs waren echt hart. So viel Adrenalin ist vorher und nachher nie wieder durch meinen Körper gerauscht“, sagt Fetten.
Unter Theaterintendant Michael Grosse beginnt sie ein Marketing-Studium in Berlin. Dafür hat sie von ihm die volle Unterstützung, was sie ihm hoch anrechnet. In den vergangenen vier Jahren hat sie nach Abschluss ihres Studium Dinge angestoßen, um das Theater zu bewerben und Menschen zu erreichen, die sonst nicht viel ins Theater gehen. Das Märchenfrühstück und die Kinosinfonie im Openair-Kino sind nur zwei davon.
Für Fetten ist und bleibt das Theater eine Herzensangelegenheit. „Die Theaterlandschaft muss wirtschaftlicher werden und ist gerade im Umbruch, die Konkurrenz ist groß, weil das Zerstreuungsangebot größer ist als früher. Darauf müssen Theater reagieren. Hinter den Plakaten müssen Konzepte stecken“, erklärt sie. „Das Theater muss durch die Brille ihrer Besucher schauen.“ Diese würden es als Ort sehen, an dem Kreativität und Freiheit ist. Die Emotionen seien das, was die Leute bewegt. „Ich glaube, ein Stadttheater ist sehr wichtig. Die Leute sprechen von ,unserem’ Theater. Ein eigenes Stadttheater zu haben, ist ein großer Luxus.“
Sie macht sich nun selbstständig und wird im Bereich der Public Relations und Strategieberatung tätig sein. Ein erstes Projekt in Berlin steht bereits an. Auch Theater sieht sie als mögliche Auftraggeber. „Ich kenne die Probleme.“ Konfliktlösungen und eine Form des Mentorings gehörten auch schon zu ihren Aufgaben als Abteilungsleiterin Kommunikation und Marketing, deshalb wird sie auch ein Coaching anbieten.
Die Entscheidung sei keine, die von heute auf morgen gefallen ist. Vermissen wird sie ihr Team. „Die Abteilung ist ein Traum, da ist so viel Energie. Das macht Spaß.“ Die vielen Abend- und Wochenenddienste werden ihr weniger fehlen, sagt sie und lacht.
Auch wenn sie ihren Arbeitsplatz am Theater in der Zwischenzeit bereits geräumt hat, bleibt sie der Region erhalten. Ihr Schreibtisch steht nun nur an einer anderen Stelle, in ihrem Büro in Meerbusch.