Der Chor jauchzt und frohlockt
Herausragender Abend mit Bachs Weihnachtsoratorium.
Krefeld. Der Kirchenraum von St. Josef ist für das große Weihnachtskonzert in ein stimmungsvolles rot-oranges Licht getaucht, das an einen Sonnenuntergang oder eine Morgendämmerung erinnert. Kantor Heinz-Peter Kortmann kann sich in seiner Begrüßung über eine „fast bis zum letzten Platz gefüllte Kirche“ freuen.
2008 und 2010 hat der Crescendo Chor unter seiner Leitung die ersten drei Kantaten des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach aufgeführt. Für den Sonntagabend hat er die Kantaten 1 sowie 4 bis 6 auf das Programm gesetzt und führt kurz in das biblische Geschehen ein.
Mit dem bekannten Jubelgesang „Jauchzet, frohlocket“ beginnt die erste Kantate. Bach deutet damit schon an, dass die Geburt Jesu das bedeutende Thema ist. Wie eng Krippe und Kreuz für den Komponisten zusammen gehören, zeigt er im 5. Choral „Wie soll ich dich empfangen?“ Die Frage nach der Begrüßung und ersten Begegnung mit dem Neugeborenen unterlegt er mit der Melodie des Chorals „O Haupt voll Blut und Wunden“.
In Kantate 4 geht es um die Namensgebung Jesu und die Beschneidung des Säuglings. Die 5. Kantate komponierte Bach für den Sonntag nach Weihnachten; sie schildert die Suche der Weisen aus dem Morgenland nach dem neugeborenen König. In der 6. Kantate schließlich kommen sie in Bethlehem an.
Das Oratorium ist eine gesungene Verkündigung von biblischen Ereignissen, und daher sollte die Verständlichkeit des Inhalts oberstes Ziel sein. Das beherzigt die Altistin Ulrike Kamps-Paulsen leider nicht. Da sind die übrigen drei Gesangssolisten, Maria Regina Heyne (Sopran), Mark Heines (Tenor) und Justus Seeger (Bass) entschieden besser. Heines kann man als optimale Besetzung für die Rolle des Evangelisten bezeichnen, denn seine Rezitative sind ungewöhnlich lebendig. Seine Stimme füllt den großen Kirchenraum.
In ausgezeichneter Form präsentiert sich auch der Crescendo-Chor. Vor allem bei seinen Jubelgesängen, vom einleitenden „Jauchzet, frohlocket“ bis zum abschließenden Choral stimmen Text und Interpretation bestens überein. Ein Bravourstück wird der erstaunlich moderne, fast fetzige 43. Chor „Ehre sei dir, Gott, gesungen“. Er hätte einen Zwischenapplaus verdient gehabt!
Auf hohem Niveau agieren auch das Orchester St. Josef und einige der Instrumentalisten, die mit Soloauftritten zur Unterstützung einzelner Sänger glänzen.
Insgesamt gelingt den Ausführenden ein herausragender Abend unter Kortmanns bewährter Leitung. Das Publikum bedankt sich mit einem begeisterten stehenden Applaus.