Der Fotograf tanzt einfach mit

Joris Jan Bos wirft in der Fabrik Heeder ungewöhnliche Blicke auf zwei tanzende Menschen.

Krefeld. Bewegung und Stillstand - diese Gegensätze bestimmen das Verhältnis von Tanz und Fotografie. Doch es gibt eine lange Tradition von Tanzfotos, die auch in den festgehaltenen Augenblicken die Faszination des tanzenden Körpers vermitteln können.

Ein wunderbares Beispiel sind die Fotografien des Niederländers Joris Jan Bos, die jetzt in der Fotogalerie Heeder zu sehen sind. Die Ausstellung findet im Rahmen des Tanzfestivals "Move!" statt, ist aber viel mehr als nur hübsches Beiwerk.

Der Ausstellung liegt ein Projekt mit seiner Frau, der Choreografin Cora Bos-Kroese, zugrunde. Sie hat ein 20-minütiges Stück mit zwei Tänzern kreiert, der Fotograf ist als dritte Person in die Performance einbezogen. Zuerst agieren die Tänzer vor einer Leinwand, der Fotograf macht Bilder, die sofort projiziert werden.

Dann wird der Tanz lebhafter, die Fotos werden farbiger, das Licht spielt eine wichtige Rolle. Schließlich brechen die Tänzer aus, gefolgt von der Kamera, die sich leiten lässt und sich unterordnet. Die Tänzer selbst bestimmen den Schlusspunkt.

In der Ausstellung wird eine Auswahl aus den Situationen auf dem langen Flur chronologisch präsentiert. Am Anfang stehen Schwarzweißaufnahmen, die den schlanken Körper der Tänzerin allein und mit ihrem Partner in klaren Konturen festhalten. Details wie Hände, ein Gesicht oder nur der zierliche Torso stehen im Fokus dieser Bilder, die sowohl Distanz als auch tiefe Emotion zwischen den Tanzenden zeigen.

Mehr Körper als Tanz steht bei der ungewöhnlichen Nahaufnahme eines Bauchnabels im Mittelpunkt, ein "Gesicht des Leibes", wie Bildhauer Hans Joachim Albrecht bei der Vernissage treffend formulierte. Bos, der mit einer digitalen Kamera arbeitet, verändert nichts am Ausschnitt, ungewöhnliche Blickwinkel kommen so unverfälscht rüber.

Eindrucksvoller Schlusspunkt ist die letzte Aufnahme. Während die Tänzerin, schon ganz zur Ruhe gekommen, den Betrachter anblickt, wirft ihr Partner den Kopf angespannt zurück. Ein leichtes Zittern der Kamera macht das Vibrieren seines Körpers deutlich sichtbar.