95. Geburtstag Der legendäre Künstler Joseph Beuys

Der gebürtige Krefelder hätte im Mai seinen 95. Geburtstag gefeiert.

Foto: Stadt Krefeld

Krefeld. In keiner Region konzentriert sich heute Leben und Werk von Joseph Beuys sowie am Niederrhein: Geboren in Krefeld, aufgewachsen in Kleve, Studium und Lehre in Düsseldorf. Auf Schloss Moyland bei Kleve sind umfangreiche Werk-Bestände von und über den Künstler beherbergt. Im Museum Klever Kurhaus wurde sein ehemaliges Atelier für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Eine seiner zentralen Arbeiten befindet sich im Kaiser-Wilhelm-Museum, das zu seiner Wiedereröffnung in diesem Sommer die Anschrift „Joseph-Beuys-Platz“ erhält.

In 2016 jähren sich nun am 23. Januar Beuys‘ 30. Todestag, im Mai sein 95. Geburtstag. Als Sohn des Kaufmanns Josef Jakob Beuys und Johanna Maria Margarete Beuys wurde er am 12. Mai 1921 in Krefeld geboren. Der Vater lebte bereits seit 1910 zuerst an der Königstraße, nach mehreren Umzügen seit 1920 dann mit seiner Frau am Alexanderplatz 5. Nur wenige Monate nach der Geburt ihres Sohnes zog die Familie Beuys nach Kleve, wo Joseph Beuys aufwuchs.

Doch schon seit dem Beginn seiner künstlerischen Entwicklung gab es eine Verbindung zwischen ihm und dem Kaiser-Wilhelm-Museum (KWM) in seiner Geburtsstadt sowie dem Dichter Rainer Lynen, der in einem der „Kullhäuser“ wohnte.

Dort fand 1948 eine Ausstellung mit dem Dichter statt, und im selben Jahr wurden im KWM seine Arbeiten „Leuchtturm“, „Roter Berg“ und „Liegendes Schaf“ gezeigt. Aus einem 1951 beginnenden Briefwechsel mit dem damaligen Museumsdirektor Paul Wember geht zudem hervor, dass sich beide schon länger gekannt haben. Wember versuchte, dem jungen Absolventen der Kunstakademie Aufträge und Ankäufe zu vermitteln.

Die Stadt Krefeld kaufte Anfang der 50er Jahre den „Brunnen“ an, bis zum letzten Ankauf 1976 gelangten mit Hilfe des Künstlers 53 weitere Arbeiten nach Krefeld, darunter mehrere große Plastiken. Seit den 1970er-Jahren befindet sich im Kaiser-Wilhelm-Museum eine der wenigen noch erhaltenen Rauminstallationen des Künstlers.

Aus sieben Werken bildete Beuys dort eine eigene „Werkgruppe“ mit der Barraque D’Dull Odde (1961 bis 1967) als geistig-künstlerischem Zentrum. 1977 schuf er dafür im Museum eine permanente Installation. 1984 wurde sie von Beuys vollendet, indem er einen zweiten Raum hinzufügte. Der Museumsraum wurde dabei nicht nur körperlich, sondern auch konzeptuell in die Gestaltung mit einbezogen.

„Es ist ein unausgesprochenes Weltkulturerbe, das wir damit in Krefeld besitzen“, sagt Martin Hentschel, Direktor der Kunstmuseen.

Im Rahmen der Sanierung des Kaiser-Wilhelm-Museums wurde die „Werkgruppe“ mit Hilfe der Freunde der Kunstmuseen Krefeld umfangreich konservatorisch erfasst und gesichert.

Aktuell können Besucher in den Museen Haus Lange und Haus Esters eines von insgesamt drei Blättern mit Notizen und Skizzen zu Beuys‘ Vortrag „Kunst=Mensch“ sehen, die an einem legendären Abend im Kaiser-Wilhelm-Museum entstanden: Dicht gedrängt saßen und hockten die Besucher, unter denen sich auch mehrere Angehörige der Düsseldorfer Kunstakademie befanden, am 15. Dezember 1971 im Oberlichtsaal.

Anlässlich des Erwerbs der Barraque D’Dull Odde hatte sich Joseph Beuys zu einem Vortrag angekündigt. Nach wenigen Sätzen über die Plastik begann er jedoch, über seinen erweiterten Kunstbegriff und seine Vorstellung einer direkten Demokratie zu referieren.

„Statt einfache Deutungen seiner Werke zu liefern, wollte Beuys seine Zuhörer dazu bringen, selbst weiterzudenken. Das sorgte für Provokation“, so Sammlungskustodin Magdalena Holzhey. Anhand von drei Skizzen erläuterte er seine Ideen. Der geplante Beitrag veränderte sich so in eine Aktion, bei der es hitzig und erregt zuging. Beuys sah sich zahlreichen verbalen Attacken ausgesetzt.

Museumsdirektor Paul Wember wurde währenddessen als Moderator vom Publikum sogar „abgewählt“. Der Großteil des Publikums konnte der Sache schon gar nicht mehr folgen. In den Zeitungen erschienen noch in den folgenden Wochen Berichte und Leserbriefe über diesen Abend.