Theater „Der Silberprinz“ vom Theater der Klänge kommt
Krefeld · Das Düsseldorfer Theaterkollektiv hat sich besonders bei Bauhaus-Themen einen Namen gemacht. Nun gastiert es in Krefeld mit einem Walter-Gropius-Stück.
Schon im Jahr ihrer Gründung 1987 durch den Düsseldorfer Komponisten und Regisseur Jörg U. Lensing hatte das Theater der Klänge mit der Produktion „Das mechanische Ballett“ ihrer emphatischen Affinität zum Bauhaus Ausdruck verliehen. Seitdem kann das Musik- und Tanztheater, das sich als professionell arbeitendes – freies – Künstlertheater versteht, durchaus als Bauhaus-Spezialist einen Namen gemacht. Daher verwundert es nicht, dass das Kollektiv auch im Bauhaus-Jahr 2019 mit ihren Arbeiten präsent ist.
Nachdem jüngst in Krefeld schon ihre Rekonstruktion von Oskar Schlemmers „TRIAS - Das triadische Ballett“ im Rahmen von Kultur findet Stadt zu sehen war, gastiert das Ensemble nun auch im Theater – diesmal mit ihrer Produktion „Der Silberprinz – Neun Blicke auf Walter Gropius und das Bauhaus”. Übrigens, dass es zu dieser Beschäftigung mit dem Gründer und langjährigen Direktor des Bauhauses Gropius kam, ist nicht zuletzt auch der Recherche zu „TRIAS“ zu verdanken.
Gropius wird aus neunfacher Perspektive beleuchtet
Für alle – nicht nur diejenigen die ausgesprochene Fans vom Bauhaus sind – gibt es am Sonntag, 20. Oktober um 19.30 Uhr im Theater Krefeld, Gelegenheit, sich mit jenem „Silberprinzen“ bekannt zu machen. Gropius wurde, wie es das Theater der Klänge formuliert, wegen seines frühen Ergrauens, aber auch wegen der Noblesse seines Auftreten schon am Bauhaus „Der Silberprinz“ genannt. Diesen Spitznamen nahm das Theater der Klänge als Titel für ihre Draufsicht auf die neun Jahre, in denen Gropius am Bauhaus wirkte.
Der Clou der Produktion unter der Regie von Lensing ist, dass der Mensch Gropius in verschiedenen Zeiträumen und jeweils aus wechselnder Perspektive beleuchtet wird. Dabei lässt man historische Wegbegleiter des Architekten als wechselnde Erzähler auftreten. So schlüpft das Ensemble in die Gropius-Sicht von Max Thedy, Hans Groß, Johannes Itten, Oskar Schlemmer, László Moholy-Nagy, Alma Mahler, Ise Gropius, Fritz Hesse und Hannes Meyer. In insgesamt 30 Szenen, die mosaikartig zusammengesetzt sind, entsteht ein Porträt, das sowohl Gegner, loyale Mitarbeiter, Ehefrauen, Politiker und institutionelle Nachfolger von Gropius zu Wort kommen lässt.
Durch diese Art der Auseinandersetzung mit der Person und seinem Wirken können zahllose Themen mit einfließen, seien es gesellschaftliche, künstlerische, private oder auch politische. Sechs Darsteller – Manuel Rittich, Miriam Gronau, Fatima Gomes, Andras Sosko, Simon Fleischhacker und Raoul Migliosi – schlüpfen dabei in fliegenden, auf der Bühne offenen Wechseln in insgesamt zehn Haupt- sowie zahlreiche Nebenrollen.
Bei den Arbeiten vom Theater der Klänge spielt auch die multimediale Komponente eine tragende Rolle, dem Selbstverständnis des Kollektivs entsprechend amalgamieren Schauspiel, Klang und Bild zu einem ästhetischen Gesamtkonzept. So gibt es Musik von Goody and his Goodtimers, Spike Jones, J.U. Lensing, Eric Satie, Bewegtbild-Inserts von Ernst Merheim, eine eigens für das Stück angefertigte Videoszenografie, die das Mosaik strukturieren, Räume und Zeiträume andeuten und zudem auch weiterführende Hintergrundinformationen geben soll.
Und auch dadurch wird diese Produktion wahrscheinlich mehr als ein auf die Theaterbühne gebrachter Biopic. Vielmehr kann sich in der Figur Gropius’ eine eingehende Draufsicht auf die Frage nach dem innersten Kern des Mythos Bauhaus spiegeln. Ein Mythos indes, der durchaus – auch in Persona Gropius’ selbst – kritisch zu beleuchten ist.
Gastspiel „Der Silberprinz – 9 Blicke auf Walter Gropius und das Bauhaus“ am Sonntag, 20. Oktober, um 19.30 Uhr am Theater Krefeld, große Bühne. Karten ab 22 Euro gibt es bei der Theaterkasse Krefeld, Tel.: 02151/805 125, E-Mail: theaterkasse-kr@theater-
kr-mg.de und online.