Die Gaukler kommen im Fiat
Mit italienischer Lebensfreude und einem Hauch Chaos will Matthias Kniesbeck „Diener zweier Herren“ auf die Bühne bringen.
Krefeld. Das alte Vorurteil, dass deutsche Schauspieler nur als Ritter, Tod und Teufel überzeugen, will Matthias Kniesbeck nicht gelten lassen. Und deshalb verwandelt der Regisseur sein Ensemble in eine venezianische Gauklertruppe, die im klapprigen Fiat 600 nach Krefeld reist, um Goldonis "Diener zweier Herren" zu spielen.
Entsprechend leicht, temperamentvoll und südländisch chaotisch will Kniesbeck die Komödie auf die Bühne bringen: Er hat das Verwechslungsspiel gestrafft und entstaubt: "Es wird sehr direkt und schneller, als es jemals war." Das TaZ ist der ideale Ort für dieses scheinbar improvisierte italienische Gastspiel: "Kulissen werden rein- und rausgezerrt, Männer halten Kronleuchter fest. Was man nicht hat, muss man erfinden", erklärt Kniesbeck.
Doch so turbulent auf der Bühne amouröse Verwicklungen toben und liebeskranke Venezianer mit Schmackes Fechtduelle austragen: Kniesbeck, der hier von Elvis bis Johnny Cash viel gutes Theater inszenierte, verfolgt das Treiben mit einem weinenden Auge.
Denn angesichts der ungewissen Finanzlage des Theaters, rechnet er nicht mit weiteren Engagements als Gast-Regisseur. "Das ist wohl die letzte Produktion mit lieb gewonnenen Menschen", sagt er. "Jetzt habe ich noch mal Spaß mit denen, aber es ist viel Wehmut dabei."
Die Zuschauer werden davon wenig merken. Sie sollen lachen und sich mitreißen lassen, das Blau des Horizonts und den Canale Grande bewundern, die italienischen Klänge genießen, von Vivaldi mit Gitarre und Melodica bis zur schrägen Mafia-Blasmusik. Bedeutsame Pausen hat Regisseur Kniesbeck seinen Schauspielern vorsorglich verboten: "Nicht nachdenken", sagt er, "sondern spielen."