Terrorprogramm im Theater: Willkommen zur Revolution
In „Terrorprogramm“ sind die idealistischen Kämpfer von einst müde geworden. Das gilt leider auch für die Inszenierung.
Krefeld. Was hat die Revolution mit den Jahren nicht alles aushalten müssen: das Scheitern ihrer Ideale an der blutigen Wirklichkeit, die Abwanderung ihrer Protagonisten ins heimelige Spießertum, die Verkitschung ihrer Symbole auf T-Shirts und Umhängetaschen. Wäre all das nicht so traurig, man könnte glatt eine Sitcom daraus machen.
Genau das versucht der junge, preisgekrönte deutsche Autor Marc Becker in seinem "Terrorprogramm", das nun als Studioproduktion des Theaters in der Fabrik Heeder läuft. Leider vergisst Becker die Grundregel guter Satire:
Sie muss auch lustig sein. Seine Dialoge haben Schärfe, aber kaum Spitzen, sie piksen nicht, sondern pflügen harsch über ihr Thema hinweg. Nicht schmerzhafte Erkenntnis ist die Folge, sondern Abstumpfung.
In drei Szenen, unterbrochen durch Monologe eines arroganten Conférenciers, untersucht das Stück die Nachwehen der wilden, linken deutschen Siebziger. Der ehemals studentenbewegte Idealist Franz Pinsel nimmt sein heutiges kapitalistisches Ich als Geisel.
Die alternative Möchtegern-Terroristin Ines feiert in Erinnerung an bessere, brutalere Zeiten eine öde Volksparty. Und eine schrecklich nette Familie entpuppt sich am Ende als wahrer Hort terroristischer Tendenzen.
Dass man die Darsteller, die in Doppelrollen aktiv sind, sämtlich aus "Dantons Tod" kennt, ist ein irritierender Kunstgriff. Er verstärkt den Eindruck, dass die Revolution sich hier mit anderen Mitteln fortsetzt: Sie ist vom Drama zur Farce geworden, und es ist ihr nicht gut bekommen.
Dass Robespierre Ralf Beckord zum diabolischen Conférencier wird und Danton Sven Seeburg als Franz Pinsel erneut an seinen Idealen scheitert, ist eine hübsch ironische Parallele, mehr leider nicht.
Es sind die Schauspieler, deretwegen sich bei "Terrorprogramm" das Einschalten lohnt. Dass sie allerdings Ulrich Hüni im Vorfeld die Regie entzogen und stattdessen ihr Kollege Christopher Wintgens übernahm, war womöglich ein Fehler. Ein bisschen mehr inszenatorischer Mut, Schwung und Witz hätte diesem müden revolutionären Abend jedenfalls gut getan.