Die letzte Reise und Vorstellungen vom Jenseits im Wandel

Das Museum Burg Linn leistet mit der am Sonntag beginnenden Ausstellung einen Beitrag zu „Unterwegs an Rhein und Maas“.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Da kann der Ausstellungsbesucher längs eines „jenseitigen“ Tals schreiten. Etwas befremdlich ist auf den ersten Blick die Lage der Landschaft, die von einer Modelleisenbahnanlage zu stammen scheint. Sie passt auf Maß in einen Sarg. Ein Tal wird von einem Fluss durchzogen, die Hänge bedecken Wiesenflächen, ein paar kleine Waldreste mit Nadelbäumen gehören dazu.

Foto: Dirk Jochmann

„Das jenseitige Tal“ nennt der Künstler Gerhard Rossmann seine Installation. Weil für ihn das Allgäu eine paradiesische Landschaft ist, hat er auch ein alpenländisches Haus an den Wasserlauf gestellt. Bei der aktuellen Sonderausstellung, die ab dem morgigen Sonntag im Museum Burg Linn gezeigt wird, geht es um die letzte Reise und Vorstellungen vom Jenseits im Wandel.

Foto: Dirk Jochmann

Damit leistet das Krefelder Museum einen Beitrag zur grenzüberschreitenden Aktion des Kulturraums Niederrhein e.V., der für den Zeitraum vom 5. März bis zum 16. September 2018 das Thema „Unterwegs an Rhein und Maas“ vorgegeben hat. Die Krefelder Museumsleute haben den Reisehorizont dabei deutlich erweitert, denn der Weg zu wesentlich weiter entfernt liegenden Destinationen ist ihnen mit ihrer Dauerausstellung nicht fremd. Gräber und ihre Inhalte geben den Archäologen schier endlose Einblicke in das Leben vergangener Zeiten und dabei nicht minder in die Vorstellungen vom Leben nach dem Tod.

Aus den Grabbeigaben lässt sich vieles erschließen. Diese Zeitreise bietet neue Blicke auf rund 3000 Jahre Glauben und Handeln, die aus archäologischen Funden und anderen Quellen abgeleitet werden können.

Dafür hat man im Museum und seiner Umgebung Infotafeln mit QR-Codes aufgestellt, die das Wissen zu einzelnen Epochen von der Eisenzeit über das Mittelalter bis zu neuzeitlichen Jenseitsvorstellungen vertiefen (siehe Kasten). Auf der Homepage des Museums sind die Erklärungen und kleinen Filme zu sehen. „Das ist eine Preview auf unsere neue Audioguide-App,“ kündigt Museumsleiterin Jennifer Morscheiser den nächsten Schritt zu mehr digitaler Präsenz des Museums an.

Kreativ und durchaus auch mit einem Augenzwinkern nähert sich Rossmann in der Sonderausstellung „Sieben Särge. Es gibt einen Tod nach dem Leben“ dem Thema. Auf seinen Allgäuer Paradies-Sarg folgt ein weiterer originaler Sarg, der sich mit dem Erreichen des Himmels beschäftigt. Ein kleiner Hubschrauber steht auf seinem entsprechend markierten Landeplatz und wartet wohl darauf, zur Himmelfahrt abzuheben. Passagiere sind nicht zu sehen, wohl aber eine breite Treppe, die aus dem Untergrund zu kommen scheint.

Die praktischen Probleme einer Himmelfahrt spricht Rossmann in seiner Beschriftung der Installation an: „Inzwischen wissen wir durch die Wissenschaft, wie unendlich groß der Himmel über der Erde ist. Entfernungen von 13,8 Milliarden Lichtjahren können von der Erde beobachtet werden.

Da muss sich der sterbliche Erdenbürger natürlich zeitgemäße Gedanken über den Transport in den Himmel machen.“

Welche irdische Probleme einst ein Wuppertaler Krankenhaus mit dem originalen Skelett hatte, das mit Blattgold geschmückt in einem Leichenwagen ruht, zeigt, dass der Tod auch Anlass zum Schmunzeln geben kann. Fröhliches Brauchtum rund um Beerdigungen bietet auch die Vernissage am morgigen Sonntag.

Ganz nach niederrheinischer Tradition wird es Streuselkuchen geben, und für beschwingte Beerdigungsmusik sorgen Klänge aus New Orleans.