Ausstellung Die Rüstung des Samurai-Kriegers im Textilmuseum

Kunst aus Japan ist ab Sonntag im Deutschen Textilmuseum in Linn zu sehen.

Ausstellung: Die Rüstung des Samurai-Kriegers im Textilmuseum
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Mit dunklem Antlitz, rotumrandeten Augen und von oben bis unten wehrhaft steht er in der neuen Ausstellung des Deutschen Textilmuseums (DTM): Ein Samurai-Krieger in seiner ganzen, erschreckenden Pracht. Um dieses Exponat in „Kirschblüten und Haifischhaut — Textilien der Samurai und Bürger in der Edo-Zeit“ so zu präsentieren, waren zahlreiche Handgriffe des Kurators Walter Bruno Brix vonnöten.

Er kennt sich aus mit Nadel und Faden, mit Kunst und Kunsthandwerk, in zahlreichen textilen Sammlungen und vor allem mit dem fernöstlichen Inselreich: Brix hat Japanologie studiert. Auch die Krefelder Sammlung ist ihm nicht neu, schon unter dem damaligen Leiter Schümann hat er ein Praktikum absolviert. 1999 war er Gastkurator für „Duftbouquet und Spiegel“, in der er Kimonos vorstellte.

Und das verbindet mit der derzeitigen Ausstellung. Denn auch jetzt werden Kimonos, japanische Gewänder, Stofffragmente und einige Accessoires präsentiert. 99 Stücke aus eigenem Bestand, 21 Leihgaben. Die imposanteste: die Rüstung des japanischen Kriegers. Sie gehört dem Kaiser-Wilhelm-Museum, stammt wohl aus der Zeit, als das Haus sich den schönen Dingen aus aller Welt verschrieben hatte und noch nicht der modernen Kunst.

Am Anfang stand im kühlen abgedunkelten DTM nur ein helles hölzernes Gestell auf einem weißen Podest. Eine magere Wirbelsäule, eine Schulterstrebe und eine runde Scheibe in Kopfhöhe. Keine Beine. Und dann wickelte Walter Bruno Brix ein faszinierendes Stück nach dem anderen aus weißem Seidenpapier, worin das KWM diese Rüstung aufbewahrt.

In ähnlicher Schichtung werden die einzelnen Elemente der Krieger-Kleidung übereinander angezogen. Zunächst erhält das Gestell einen Nacken- und Schulterschutz: kleine Metallscheiben von der Größe eines Pfennigs sind in sechseckige Stoffelemente gefasst und aneinander genäht. Sie zeigen schon den Unterschied zu den in Europa geläufigen Rüstungen.

Hier, im klassischen Japan, ohne Kontakt zum Rest der Welt, gehen Schutz und Beweglichkeit Hand in Hand. Aus dem Nackenpanzer wachsen zarte textile Flügel, farblich dominiert ein mattes Türkis. An der fertig montierten Figur sieht man dieses Teil nicht mehr: „Wahrscheinlich gehört es auch gar nicht zu dieser Rüstung“, sagt Brix.

Darüber werden rechts und links Armschützer befestigt; hier wird mir Haken und Ösen und Bändern gearbeitet, denn „die Japaner verwenden keine Knöpfe, wenn sie dafür das Gewebe zerschneiden müssen“, sagt Brix. Die Ärmelschützer erinnern an die Panzerelemente von Reptilien. Sie bestehen aus schmalen, eher kleinen Metallteilen, die mittels Baumwoll- oder Seidenbändern zu einem festen aber doch beweglichen Schutz verbunden werden.

Ähnlich gefertigt sind die Ober- und Unterschenkelschoner und auch die „Halsberge“. Dieses Teil hängt vor dem Kehlkopf, wird mit einem weiteren Halbfächer aus Metallschuppen ergänzt. Diese beiden Elemente werden dem Krieger allerdings erst anverleibt, nachdem er den Kürass aufgesetzt bekommen hat. Der Kürass schützt den Leib des Kriegers und ist auf eine Holzstruktur gearbeitet. Schätzungsweise: 20 Kilo.

Schließlich bekommt der Samurai seine dunkle Maske aus Metall und seinen Helm aufgesetzt. Daran befinden sich feine Eisenringe aus dünnem Metall, lackiert. Überall auf der Rüstung befinden sich silberne Beschläge — schwarz gefärbt — und Ösen. Um die Teile miteinander zu verbinden und doch die Beweglichkeit zu erhalten. „Ein Samurai konnte immer selbst auf sein Pferd steigen, so beweglich ist er in seiner Rüstung“, sagt Brix.