Echte Seniorin stiehlt Winzen fast die Show

Das Theater liefert ab sofort einmal im Monat eine Late-Night-Show mit Herrn Winzen, bekannt aus „Ewig jung“.

Foto: Matthias Stutte

Krefeld. Das hat Krefeld gefehlt: eine Late-Night-Show mit Schreibtisch für den Gastgeber, Sofa für die Gäste und einem mit allen Wassern gewaschenen Moderator. Das Theater serviert ab sofort live einmal im Monat das Format in einem seiner Seitenfoyers. Und Schauspieler Bruno Winzen gibt den um keine Überleitung verlegenen Showmaster als just jener rüstige Senior, als der er schon beim Kult-Abend „Ewig jung“ begeisterte.

„Schneller geht’s nicht — Die Herr Winzen Show“ lautet der Titel. Für die Ausstrahlung im Internet wird der Abend aufgezeichnet. 40 Gäste füllten das Seitenfoyer bei der Premiere bis auf den letzten Platz.

Winzen kommt zu spät, damit geht es los, und die Begründung gehört zu den vielen en passant gelieferten Alterswitzen: „Ich kann ja an keiner Toilette mehr vorbeilaufen.“ Man lacht öfter auf diesem Niveau, peinlich wird’s aber nicht, denn Winzen trägt kaum einmal zu dick auf.

Dramaturg Martin Vöhringer ist der obligatorische Sidekick, also der Handlanger. Er sitzt am Tischchen neben der Bühne und darf nur ran, wenn ihm der per Maske ins gefühlte 85. Lebensjahr gehievte Herr Winzen das Tischlämpchen anmacht.

Es gehört zu den Running Gags der Show: Das Lämpchen geht aus, kaum war es an. Vöhringer darf sich höchstens beschweren, dass Winzen wieder einen Programmpunkt übersprungen habe, ansonsten darf er Platten auf einem Tischplattenspieler auflegen.

Als Überraschungsgast bezaubert eine tatsächliche Seniorin: Magdalena Angenvoorth, 94 Jahre alt, ist Theatergängerin und Fan des Theaterabends „Ewig jung“. Kaum Autos habe es in ihrer Kindheit gegeben, erzählt sie, und Medizin habe sie keine im Haus, denn sie sei ja in den letzten Jahrzehnten nicht mehr krank gewesen. Als sie dann noch bekennt: „Ich habe ja so einen Schiss vor dem Auftritt gehabt“, sind alle restlos entwaffnet.

Szene-Urgestein Markus Maria Janssen singt mit Patrick Richardt als Duopartner zum Schluss die gefühlvolle Ballade „Kleiner Bruder“. Das Stück sei seinem vor einem Jahr verstorbenen jüngeren Bruder gewidmet, erzählt Janssen. Da scheint in der Show zwar kurz der Ernst des richtigen Lebens durch, an Winzens Fazit ist aber trotzdem nicht zu rütteln: „Es war — ich weiß et auch nich‘ — wunderschön.“