Literatur: Krefelder schwimmt mit Haien
Künstler Matthias Schamp ist als Romanfigur im neuen Buch „Alpha & Omega“ verewigt. Seine Begegnung mit den Knorpelfischen ist darin unangenehm — aber nicht etwa wegen der Zähne.
Krefeld. Durch das eigene Werk unsterblich zu werden, das erhofft sich so mancher Künstler. Dem in Krefeld aufgewachsenen Performancekünstler und Autor Matthias Schamp ist in dieser Hinsicht jetzt ein besonderer Coup gelungen. Er hat sich vom befreundeten Autor Markus Orths zu einer Figur in dessen Roman „Alpha & Omega“ machen lassen und gewinnt damit auch ohne das eigene Werk ein Leben jenseits der biologischen Grenzen. Die WZ sprach mit Schamp über den Schamp zwischen zwei Buchdeckeln.
Herr Schamp, wo sind sie denn da hineingeraten?
Matthias Schamp: Ich würde sagen, das ist so eine Art Abenteuerurlaub im Kosmos meines Freundes Markus Orths.
Urlaub hört sich nicht nach Geldverdienen an.
Schamp: Das stimmt leider. Dafür verdiene ich ein wenig daran, wenn ich mit Orths gemeinsam seinen Roman bei Lesungen vorstelle.
Und Orths listet fast all Ihre eigenen Bücher und Kunstaktionen auf, macht also Werbung für Sie.
Schamp: Er nennt allerdings auch Texte und Aktionen, die ich erst in der Planung habe. Da setzt mich die Fiktion ganz schön unter Druck.
Wie würden Sie Orths‘ Buch charakterisieren?
Schamp: Das ist ein wilder Genre-Mix aus Science-Fiction, Groteske und Abenteuerroman. Dabei scheut Orths weder Tiefgang noch Kalauer. Ich finde das sehr unterhaltsam.
Und worum geht’s?
Schamp: Kurz gesagt: um die Rettung der Welt. Physiker haben in Nevada ein schwarzes Loch geschaffen, das die Erde zu verschlingen droht. Eine Reihe sehr ungewöhnlicher Menschen versucht, die Katastrophe zu verhindern.
Und zu denen gehören Sie?
Schamp: Als Figur wollte ich natürlich auch Abenteuer erleben, Gefahren meistern, denen ich sonst nicht begegne.
Orths dichtet Ihnen eine wahnwitzige Performance an, bei der Sie sich als Hai verkleidet im offenen Meer unter echte Haie begeben, von denen einer . . .
Schamp: . . . mich gewissermaßen sexuell belästigt.
Ging Ihnen das nicht zu weit?
Schamp: Da ich ein Mitspracherecht beim Gestalten meiner Figur hatte, habe ich mir ausbedungen, Rache an dem Hai nehmen zu dürfen.
Und wie?
Schamp: Das können die Leute ja nachlesen.
Wie kam Orths auf die Idee, Sie in seinen Roman einzubauen?
Schamp: Er dachte, das sei vielleicht ein irritierendes Element, wenn unter all den erstaunlichen Helden seines Romans einer wäre, der auch im realen Leben existiert.
Fühlen Sie sich denn gut getroffen?
Schamp: Der Schamp im Roman ist doch ein etwas größerer Hallodri, als ich es im realen Leben bin. Das ist aber ganz in Ordnung so.
Hat Ihr Dasein als Figur Ihre Beziehung zu Orths verändert?
Schamp: Einmal hat Orths zu mir gemeint: Na, der Roman-Schamp war aber leichter zu handhaben als du. Das war natürlich ein Witz. Ansonsten genießen wir es jetzt, uns dank der gemeinsamen Lesungen häufiger sehen zu können.