Ehemann begleitet Pianistin auf der Geige
Die Kawai-Meisterkurse sind eröffnet. Die Krefelder sind eingeladen, den Unterricht und die Konzerte in dieser Woche zu besuchen.
Es ist wieder so weit: Kawai hat die internationale Elite der Nachwuchspianisten zu den Krefelder Internationalen Klaviermeisterkursen eingeladen. Sieben Teilnehmer aus Japan, Korea, Ukraine und Russland profitieren in diesem Jahr davon. „Es sind die 13. Krefelder Klaviermeisterkurse, die Kawai hier organisiert. Kawai hat sich auf die Fahnen geschrieben, junge Pianisten zu unterstützen,“ sagt Philipp Potz in seiner Begrüßung im ausverkauften Helmut-Mönkemeyer-Saal.
Philipp Potz von Kawai
Als diesjährige Dozentin hat man die gebürtige Lettin Dina Yoffe gewinnen können. Die Pianistin besitzt nicht nur einen vollen Terminkalender als Solistin mit namhaften Orchestern oder Kammermusikensembles, sondern sie ist auch als Pädagogin weltweit aktiv mit Gastprofessuren, Meisterkursen und Tätigkeit als Jurymitglied bei internationalen Klavierwettbewerben. „Wir haben mit Dina Yoffe eine sehr renommierte Pianistin und Pädagogin, die den jungen Leuten eine Menge mit auf den Weg geben kann.“
Dann kann Potz sogar noch eine Welturaufführung im Helmut-Mönkemeyer-Saal für diesem Abend ankündigen. Yoffe beginnt ihr Programm mit Ludwig van Beethovens Klaviersonate Nr. 16 in G-Dur op. 31 Nr. 1. Spritzig und keck interpretiert sie den ersten Satz, ein Allegro vivace. Ein Motiv, das deutlich an ein Anklopfen erinnert, spielt sie sehr akzentuiert. Es ist ein schön gewählter Einstieg in das Konzert, dieses Klopfen um Aufmerksamkeit — die man ihr aber selbstverständlich gleich gewährt. Ein Vorliebe für das Staccato-Spiel, das Nicht-Binden von Notenübergängen, scheint die Pianistin zu haben. Sie liefert eine „getupfte“ Begleitung zu einer Melodie von bemerkenswerter Zartheit im Adagio grazioso.
Im dritten Satz Rondo Allegretto — Presto darf sie andere Klangfarben präsentieren, aber es bleibt im Grundtenor ein „leichter“, „frischer“ Beethoven, den sie erklingen lässt. Nicht sonderlich kreativ war Johannes Brahms mit den Titeln seiner 7 Fantasien op. 116: Nur für die beiden Satzbezeichnungen Capriccio und Intermezzo reichte es bei ihm. Die Gegensätze zwischen den beiden Gruppen sind deutlich, und Yoffe zeigt gerade in den Intermezzi die große Fülle an Nuancen dieser romantischen Kompositionen. Zart und filigran stellt sie die Themen und Melodiebögen heraus, bietet feine tänzerische Elemente, lässt die Arpeggien nur so plätschern - eine sensible Interpretation, die eine wahre Freude ist.
Nach der Pause folgt von Frédéric Chopin das Scherzo Nr. 4 in E-Dur op. 54. Sie spielt mit einer Mimik und Körpersprache, die nicht für einen einzigen Takt Zweifel am Titel des Stücks erlaubt. Wunderbar, wie nuancenreich sie das abwechslungsreiche Stück vorträgt.
Dann folgt die groß angekündigte Welturaufführung mit der Sonate für Cello in g-Moll op.65 von Frédéric Chopin, in diesem Fall arrangiert vom Geiger und Ehemann der Pianistin, Michael Vaiman, für Violine und Piano. Es ist schon ein weniger vertrautes Hörerlebnis, erlebt man in Konzerten doch häufig nur das Klavier solo oder begleitet vom Orchester bei einem seiner beiden Klavierkonzerte. Die unverwechselbare Handschrift Chopins kommt bei diesem Arrangement keinesfalls so klar heraus. Einen kleinen Zwischenapplaus gibt es für das Duo schon nach dem Scherzo. Beim dritten und vierten Satz, Largo und Finale, wird es dann etwas monoton, da sich die beiden in der Lautstärke wenig Spielraum erlauben.
Am Flügel sind noch eher Unterschiede zu vernehmen, aber die Geige scheint sich permanent gegen das große Instrument beweisen zu müssen. Erst in der Zugabe wird einmal überzeugend bewiesen, dass auch bei Geige und Klavier ein Zusammenspiel im Piano möglich ist inklusive lauter und leiser werden. Man hat schon Applaus mit entschieden mehr Begeisterung nach Kawai-Konzerten gehört.