Literatur für Kinder Ein Buchstabendieb stiftet Wörterchaos
Der Krefelder Kinderbuchautor Horst Klein hat erneut ein witziges Buch mit Sprachspielen für junge Leser herausgebracht.
Krefeld. Da ist er schon wieder. Und grinst genauso frech vom Buchdeckel wie beim ersten Mal. Horst Klein, Krefelder Kinderbuchautor kann sich freuen. Der Dieb, den er im letzten Jahr unter dem Titel „Haltet den Die!“ das ABC durcheinanderbringen ließ, ist bei seiner Zielgruppe — das sind Kinder ab sechs Jahren — so gut angekommen, dass der Verlag ihm ein zweites Buch gönnt. Dieses Mal heißt es „K(l)eine Bewegung, Dieb!“, und entstanden ist wieder ein „verrücktes ABC“, dieses Mal nicht der geklauten, sondern der zurückgebrachten Buchstaben.
Beim ersten Buch war schon der Titel Produkt eines Diebstahls. Das Buch hieß eben nicht „Haltet den Dieb!“, sondern: Haltet den Die!“ Das „B“ trug der Dieb mit Ringelhemd im Leisetreterschritt von dannen. Dieses Mal ist alles umgekehrt. Aus „Keine Bewegung, Dieb!“ wird auf dem Titel „Kleine Bewegung, Dieb!“, weil der von unten frech ein „l“ ins Wort „Keine“ hineinschiebt.
Die Bedeutungsveränderung ist hier nicht so schwerwiegend, aber wenn Klein seinen Dieb zwischen den Buchdeckeln die 26 Buchstaben des Alphabets zurückbringen lässt, gerät die Welt doch ein wenig aus den Fugen. Zwar bricht hier kein Chaos aus, aber es erblüht hübscher Unsinn, für Kinder und jung gebliebene Eltern vielleicht auch einfach nur lustiger Sinn.
Auf den linken Seiten findet sich stets ein „Rätselreim“ auf den dazu gehörigen rechten Seiten sieht man gezeichnet, was entsteht, wenn man die Wortneuschöpfungen des Diebes wörtlich nimmt. Ein Beispiel: „Fehlen als Eierkopf dir Kumpel, wird’s mit M dazu noch dunkel.“ Für das „M“ ist im „Eierkopf“ zwischen „Ei“ und „er“ schon eine Lücke gelassen. Auf dem Bild tappst dann ein „Eimerkopf“, also ein Junge mit einem Eimer auf dem Kopf, zur Schadenfreude weiterer Kinder durchs Bild.
Noch ein Beispiel: „Die Bettdecke, vorher bequem, wird mit ‘nem R unangenehm.“ Das Bild zeigt, dass sich ein Kind unter der „Brettdecke“ wirklich nicht wohl fühlt.
Wie im ersten Band wird wieder Alltägliches mit teils absurdem Humor gegen den Strich gebürstet, in Kleins Fantasie sucht man rosaroten Kitsch einfach vergebens. Die Zeichnungen sind karikaturesk, manchmal auch nur skizzenhaft angelegt, weil einfach nicht alles lieblich ausgemalt wird. Auch das mag befördern, dass für große und kleine Leser Raum für eigene Fantasie gelassen wird.
Die Altersbegrenzung ab sechs Jahren ist gut gewählt, weil gerade den Leseanfängern in Kleins Buch lustvolle Abwechslung vom Schulalltag winkt. Dass Sprache auch Spaß machen kann, dass man mit ihr auch spielen kann und sollte, das vermitteln vielleicht nicht immer die Lese- und Schreibaufgaben, durch die man sich als Erstklässler quält. Aber auf den Spuren des Diebs von Horst Klein geht so manchem Kind vielleicht ein Licht auf.