Ein gutes Konzert vor wenig Besuchern
Matthias Mück spielte im Rahmen des Internationalen Orgelzyklus’ in St. Dionysius.
Das Glockenläuten zum Beginn des Orgelkonzerts hat wenig Erfolg. Nicht viel mehr als ein Dutzend Besucher lockt es in die Dionysiuskirche. Andreas Cavelius erwähnt in seiner Begrüßung, dass in diesem Jahr der Internationale Orgelzyklus in St. Dionysius unter dem Motto B-A-C-H steht. Vor 333 Jahren wurde Johann Sebastian Bach geboren. Gemäß dem „rheinischen“ Jubiläum, das zum Leitthema gewählt wurde, hat auch der Gast an der Klais-Orgel eine Improvisation über die vier Buchstaben und die vier Noten mit diesen Namen in sein Programm aufgenommen. Improvisation gehört zu den musikalischen Schwerpunkten von Matthias Mück (Jahrgang 1967), der derzeit hauptberuflich als Kirchenmusiker und Dozent in Magdeburg aktiv ist.
Mit seinem zweiten Schwerpunkt, der Alten Musik, beginnt er. Dafür hat er von Dietrich Buxtehude (1637 bis 1707) die Toccata in d-Moll BuxWV 155 ausgewählt. Der Organist nimmt ein strahlend helles Register für die Melodieführung in der rechten Hand, zu dem er immer wieder zurückkehrt. Dies legt er auf den tiefen Klangteppich von Stimmen aus den dunklen Registern und Pedalen. Mit Samuel Scheidts „Allamanda Bruynsmedelijn“ zehn Variationen taucht er in die mittelalterliche Klangwelt ein. Er nutzt dabei die historisch anmutenden Klangfarben diverser Register, die an Blasinstrumente aus dem Mittelalter erinnern.
Dann bietet Mück seine Interpretation der bekannten Notenfolge B-A-C-H, die auch von diversen Komponisten schriftlich überliefert ist. Er beginnt sie als Improvisation, indem er über fast bedrohlich klingende, lange Töne das bekannte Motiv legt und sich dabei in höhere Lagen empor arbeitet. Den düsteren Charakter behält er bei. Er steigert noch die Dramatik, unterstützt durch zunehmende Lautstärke. Dann beruhigt es sich. Das Dräuende löst sich in Wohlgefallen auf, und mit hohen Registern, die an Glöckchenspiel erinnern, folgt ein fast schon meditativer Ausklang. Die unverkennbare Tonfolge tritt immer noch deutlich hervor.
Ein kleiner Kontrast ergibt sich durch das Scherzo in g-Moll op. 49 Nr. 2 von Marco Enrico Bossi (1861 bis 1925). Hohe Register geben weitgehend den Ton an, verleihen den Läufen und Wellenbewegungen einen leichteren Charakter. Doch das Stück führt zu einem monumentalen Schluss, der wenig mit einem Scherzo zu tun hat. „Thema verfehlt“ könnte man dem Komponisten anlasten oder auch dem Organisten mit der Wahl seiner Register und seiner Interpretation. Einen Lobgesang auf die Gottesmutter, die marianische Antiphon „Regina coeli laetare“ (Freue dich, du Himmelskönigin), improvisiert er als eine Hommage an den Komponisten Maurice Duruflé (1902 bis 1986). Es entsteht ein lyrisches Stück mit moderneren Harmonien, das den Inhalt des Textes — die Freude über die Auferstehung ihres Sohnes — durchaus erahnen lässt. Zum Abschluss bietet Mück mit der III. Orgelsonate a-Moll op. 23 von August Gottfried Ritter (1811 bis 1885) noch einen musikalischen Exkurs in die Spätromantik.
Das nächste Konzert findet am Sonntag, 27. Mai, in St. Dionysius statt, Beginn 16.30 Uhr. Die lettische Organistin Iveta Apkalna spielt Werke von Johann Sebastian Bach und Zeitgenössisches von Philip Glass (Jahrgang 1937). Der Eintritt ist frei.