Ein Krefelder Orchester in Not

Die Bayer-Symphoniker haben ab Mitte des Jahres keinen Probenraum mehr — einen neuen zu finden, ist schwer.

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Kein Probenraum für die Musiker bedeutet: keine Zukunft für das Orchester. Da spielt es auch keine Rolle, dass die Bayer-Symphoniker das größte Liebhaber-Orchester am gesamten Niederrhein ist, eine lange Geschichte besitzt und sich zu den besten Laienorchestern im Lande zählen darf. Gerade einmal 40 Prozent der Musiker kommen aus Krefeld und Umgebung, ansonsten reist man zu den Proben vom rechten und linken Niederrhein und sogar aus dem Bergischen Land an. Und die Wochen sind gezählt, in denen den derzeit 70 aktiven Musikern ihr Probenraum, der BayTreff in Uerdingen, zur Verfügung steht.

Klaus Elfes aus dem Vorstand der Bayer-Symphoniker

„Ab Mitte dieses Jahres stehen wir im Regen“, sagt Klaus Elfes. Der Vorstand der Bayer-Symphoniker Krefeld-Uerdingen, die Vorsitzenden des Orchesters, Heiner Schrage und Volker Krüger, und natürlich auch Thomas Schlerka, künstlerischer Leiter des Orchesters, machen sich große Sorge um die Zukunft des 1932 gegründeten Orchesters. Es geht den Herren dabei nicht nur um ihr persönliches Vergnügen, in einer Gemeinschaft zu musizieren, sondern sie sehen auch ganz deutlich einen kulturpädagogischen Auftrag — zum einen im Hinblick auf das Orchester, zum anderen für das Publikum, für das Erschließen neuer Zuhörerkreise.

Doch ohne eineinhalb Quadratmeter Fläche pro Musiker in einem Probenraum lässt sich nichts davon realisieren, ist die Existenz des Orchesters gefährdet — daran lässt der Dirigent keinen Zweifel.

Elfes wird konkret: „Wir brauchen eine Raumfläche von ungefähr 200 Quadratmetern mit einer entsprechenden Raumhöhe für die Akustik. Daneben brauchen wir einen etwa 20 Quadratmeter großen Nebenraum.“ In diesem Raum müssen einige Instrumente aufbewahrt werden, die die Musiker nicht ständig hin und her transportieren können, wie zum Beispiel die Schlagwerk-Abteilung mit allein fünf Pauken. Dann braucht auch das Notenarchiv einen Platz, weit über tausend Orchesterwerke gehören zum Fundus der Bayer-Symphoniker. „Wir haben uns schon viele Räume angeschaut“, berichtet der Cellist Krüger, „Schulen kommen nicht in Frage wegen der Dienstzeit der Hausmeister. Bei Kirchengemeinden ist es ähnlich.“

Das Kernproblem ist in diesen Fällen, dass die Laienmusiker, von denen schließlich viele im Berufsleben stehen, ihre Proben freitags durchführen müssen und dies auch regelmäßig über einen längeren Zeitraum tun wollen. „Eine Werkshalle wäre nicht schlecht“, meint Elfes. Natürlich denkt er dabei an eine wohltemperierte Halle, denn kalte, steife Finger und sich verstimmende Instrumente bei extremen Temperaturen nützen bei Proben auch nicht. Und es sollte auch noch etwas Raum für kooperierende Musikensembles sein, wenn man für eine Aufführung mit einem oder mehreren Chören zusammen vorbereitet.

Großes haben sich die Bayer-Symphoniker schon für ihr Frühjahrskonzert am Sonntag, 29. April, im Seidenweberhaus vorgenommen. Dann werden etwa 140 Orchestermusiker und rund 300 Sänger die neunte Sinfonie von Beethoven aufführen. Dabei hat Schlerka die Bearbeitung des berühmten Werks von Gustav Mahler ausgewählt. Dieser Komponist hatte Raumprobleme seiner Zeitgenossen und Nachfahren nicht gerade im Fokus, denn er besetzt manche Stimmen größer als Beethoven. Das verspricht ein monumentales Klangerlebnis im Seidenweberhaus, wo man dann auch die Platzprobleme kreativ lösen muss.