Kabarett Ein tierisches Vergnügen mit der großkotzigen Echse

Puppenspieler Michael Hatzius und „Familie“ besuchen die Kufa.

Foto: H. Kaiser

Krefeld. „Ich bin der Star“, so zeigt die großmäulige Echse gleich zu Beginn den Zuschauern in der Kulturfabrik, wer der Chef im Ring ist. Zumindest ist das zigarrenqualmende Urvieh das bekannteste im Puppenensemble von Michael Hatzius, der jetzt seine zweite Comedy-Soloshow „Echstasy“ in Krefeld präsentiert. Während sich die meisten Puppenspieler einen eher sympathischen Partner suchen, setzt Kabarettist Hatzius mit seiner Echse eher auf ein reichlich großkotziges Wesen, das gerne ’rumpöbelt und den Besserwisser und Macho gibt. Kurzum: ein Chauvinist und Sexist wie er im Buch steht, überheblich, arrogant und selbstverliebt.

Dass die Echse trotzdem beim Publikum bestens ankommt, hat gleich mehrere Gründe. Hatzius leiht ihr nicht nur eine sonore Stimme, sondern auch schier groteske, witzige Gedankengänge. Er selbst hält sich im Lichtschatten zurück und verschmilzt förmlich mit seiner Hauptfigur, so dass die Blicke ausschließlich auf ihr ruhen. Außerdem verfügt das Urzeitreptil über einen trockenen Humor und kann sehr wohl mürrisch-charmant sein. Vor allem aber geht der Parodiekünstler mit seinem Star auf Tuchfühlung mit dem Publikum. Seine Improvisationskunst und Schlagfertigkeit sind es, die immer wieder für Überraschungen auf der Bühne und zwischen den Stuhlreihen sorgen. Die Echse zu einer jungen Frau mit knallroten Haaren: „Bist Du irgendwo reingefallen?“

Auch wenn die Echse unterhaltsam und altklug über Gott und die Welt plaudert, gibt es die eine oder andere Länge im fast dreistündigen Programm. Da ist es gut, dass Hatzius mit anderen Mitgliedern seiner Tierfamilie Abwechslung auf die Bühne bringt.

Großartig ist seine Entenparodie: Zuerst kündigt die Echse als Jahrtausende altes Urvieh mit den Enten eine Population an, die sich total reingeritten hat. Dann inszeniert sie mit Hilfe von kleinen Spielenten, die als Hipster, Kuh, Pirat, Batman, Arzt oder Flüchtling daherkommen, Chaos im Entenland, bei dem der Tod in Entenform immer wieder beklagt: „Viel zu tun, viel zu tun.“ Auch eine Kanzlerinnenente und der kugelrunde Gabriel sind mit von der Partie. Fazit: Der Künstler hat sich ein kindliches Gemüt bewahrt, wobei sich Lustiges mit Zynischem vermischt.

Neu in der Tierfamilie und nicht gerade sympathisch ist die speiende berlinernde Zecke, die verkündet, dass sie Insekten hasst. Nicht neu, aber Publikumsliebling aus dem ersten Programm, ist das schüchterne und bescheidene, aber sprachbehinderte Huhn, das nicht viel vom Leben erwartet: „Ich bin Huhn — und das ist okay.“ Es war beim Therapeuten, weil es mit dem Eierlegen nicht klappt. „Ich konnte nicht loslassen.“ Spricht’s, legt ein Ei, bereitet der Echse das geliebte Spiegelei und entlässt ein zufriedenes Publikum ins Wochenende.