Kunst Ein Kunstwerk aus feinen Metallweben
Angelika Rösner hat bei Gisbert Rentmeister die Nachbildung der Xantener Domtür in Auftrag gegeben. Die gibt es in Linn zu sehen.
Krefeld. Einen einzigartigen Wandteppich stellten Angelika Rösner, Hochschule Niederrhein, und Gisbert Rentmeister von der gleichnamigen Krefelder Manufaktur jetzt vor: Aus Metallgarnen wurde das Portal des Xantener Doms nachgebildet. Dieses Objekt passt in die derzeit laufende Ausstellung „Dialog“ im Museum Burg Linn. Denn das großartige Stück mit den Maßen 130 mal 290 Zentimeter verbindet das Kunsthandwerk des gotischen Baus mit dem digitalen computergesteuerten Weben.
„Es ist ein Dialog zwischen historischer und heutiger Technik“, sagt die Professorin für Textil-Design. Sie war auf die Domtür aufmerksam geworden: „Mir sind besonders die Töne aufgefallen“, sagt sie. „Grün ist die Hoffnung und die Farbe steht hier gleichzeitig für Vergänglichkeit.“ Dieses Thema wollte sie umsetzen und wandte sich mit diesem Anliegen an Gisbert Rentmeister. Der erfahrene Unternehmer hat für diese Aufgabe ein halbes Jahr benötigt.
Zunächst musste er die richtigen Garne herstellen: Messing- und Silberfäden hat er künstlich oxidieren lassen. Es reichte aber nicht, Garnknäuel einzuarbeiten: „Ich musste die Fäden auseinanderwickeln, damit sie die Färbung gleichmäßig annehmen“, erläutert er. Die Spulen hat er eigens dafür verändert. Als er mit der Qualität der Garne zufrieden war, hat er eine Probe gewebt. Auf einem langen Streifen finden sich 65 verschiedene Farbeffekte von hellem Silber über mannigfache Grüntöne bis zu schwarz — die kupferroten Schattierungen nicht zu vergessen. Davon hat Rentmeister 27 Effekte ausgewählt, um die Domtür fast 1:1 nachzuweben.
Und so erkennt man auf dem Wandteppich die dicken Nieten, die Schattenfugen, das noch erhaltene Kupfer und den Grünspan, in den Wind, Wetter und Zeit das Metall verwandelt haben. Beim ersten Weben hat Rentmeister dann festgestellt, dass sich die Metallfäden viel schneller verbrauchen als anderes Garn. „Da war alles weggeschrumpft“, sagt er. Erfahrungsgemäß benötigt er auf zehn Meter ein Kilo Garn. „Hier war nach drei Metern Gewebe alles aufgebraucht“, sagt Rentmeister. „Ich habe zwischen sechs und sieben Kilo benötigt.“
Der Auftrag von Angelika Rösner war eine Herausforderung für ihn: „Das hat mich gereizt“, sagt er. Im Nachhinein hätte er gern einige weitere Farbeffekte hinzugenommen: „40 Effekte wären optimal gewesen.“ Eines aber stand von Anfang an fest: „Wenn ich sowas mache, dann weiß ich, dass es gelingt.“ Tritt man in der Ausstellung ein paar Schritte zurück, könnte man die Arbeit für ein echtes Portal halten. Für die gewebte Version hat Angelika Rösner einen fünfstelligen Betrag bezahlt.
Das Objekt ist ein Beispiel dafür, wie traditionelle Handwerkskunst und Digitalisierung eine gelungene Verbindung eingehen können. Ausgangspunkt waren Fotografien des Portals, die wiederum in Tausende von Pixeln verwandelt wurden — sie sind die Basis für den computergesteuerten Webstuhl und das Produkt.
Um genau diese Verbindung geht es Angelika Rösner in ihrer Ausstellung. Sie hat die unterschiedlichsten Hersteller zusammengebracht: Glas, Kunststoffoberflächen, Folien, Gewebe, Stickereien, Keramik, Teppiche, Tapeten und 3D-Drucker bilden mit modernsten Methoden althergebrachte Strukturen ab. Zum Beispiel verwandelt sich die Struktur von Sandstein in eine Tischoberfläche. Vorbild dafür und auch in der Ausstellung präsent: Engel vom Xantener Dom. Auf diese Weise verbindet „Dialog“ Tradition mit Moderne, Geschichte mit Gegenwart. Diesen Dialog, sagt Angelika Rösner, möchte sie gern weiterführen.