Lesung im Palmenhaus Eine Liebesgeschichte in Italien
Ernest van der Kwast begeisterte das Publikum mit „Fünf Viertelstunden bis zum Meer“.
Krefeld. Fahrräder, Autos, eine Schlange wartender Bücherfreunde: Der zweite Krefelder Abend des literarischen Sommers war komplett ausverkauft. Das Interesse an Ernest van der Kwast war groß. Diese 16. Lesereihe war seine erste. Man habe ihn vor dem deutschen Publikum gewarnt: „Es gebe weißhaarige Damen, die mit Korrekturbleistift läsen“. In Krefeld allerdings, wo der literarische Sommer sehr geschätzt wird, waren keine vertreten.
Viele Besucher hatten schon ein Exemplar von „Fünf Viertelstunden bis zum Meer“ dabei und ließen es sich im Anschluss signieren. Auf einem Podest im Palmenhaus stand der nicht mehr wegzudenkende rote Tisch mit zwei Stühlen. Anders als sonst wurde viel geplaudert und nicht ganz soviel gelesen.
Mit Ernest van der Kwast führte Maren Jungclaus vom Literaturbüro Düsseldorf ein Gespräch, das Aufschluss gab über viele Dinge des Lebens, über Kwasts künstlerische Auffassung und seine bisherige Arbeiten. Ernest von der Kwast gab heiter, ausführlich und klug Antwort. Dabei nahm er sich selbst, seine Familie oder den Literaturbetrieb leicht ironisch und mit viel Humor auf die Schippe.
Seine erste Veröffentlichung war ein Text, den er unter marokkanischem Pseudonym schrieb. Ihn würde er jetzt nicht noch einmal veröffentlichen: „Ich habe meinen Freunden versprochen, nur über die Liebe zu schreiben“, sagte von der Kwast. In einem anderen früheren Werk, „Mamma Tandoori“, erzählt er aus seiner Familiengeschichte: Seine Mutter ist Inderin, sein Vater Niederländer, der 34-Jährige van der Kwast lebt in Südtirol. Wie er schreibe, wollte Maren Jungclaus wissen. „Ich schreibe etwas, was ich höre, was ich fühle; immer mit Rhythmus, Gefühl, Melodie“ sagte der Autor. Auf die Idee zur Liebesgeschichte von Ezio und Giovanna sei er in Bozen gekommen. Auf italienischen Bahnhöfen werden sämtliche Stationen einer Fahrt durchgesagt: „Von Bozen nach Lecce sind es 37 Stationen“, sagte van der Kwast. „Man braucht dreizehneinhalb Stunden.“
Der Gedanke hat ihn fasziniert: „Es wäre schön, wenn eine Liebe dazwischen lebt“. Er las drei Abschnitte, flott und mit niederländischem Akzent. Das Publikum war begeistert.