Theater hintenlinks Eine Puppe gibt den Ton an

Das Theater hintenlinks bringt die Biografie von Claire Waldhoff auf die Bühne — der heimliche Star ist eine lebensgroße Figur.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Claire Waldhoff liegt im Nachthemd in einem kleinen Metallbett. Davor stehen ihre roten Schuhe, um sie herum karge, weiße Wände. Der Ruhm, den sie einst als Sängerin geerntet hat, ist ihr nicht mehr anzusehen. An ihrem Sterbebett beginnt das Stück „Kopf mit flammendrotem Haar — das Leben der Claire Waldoff“. Am Freitag, 17., und Samstag, 18. April, wird es im Theater hintenlinks aufgeführt.

Der heimliche Star: eine Puppe. Sie ist lebensgroß und wurde von Bühnenbildner Radovan Matijek gefertigt. Schauspielerin Anuschka Gutowski bewegt den Mund der Puppe mit ihrer rechten Hand. Diese steckt hinten im Kopf der Figur. „Sie wiegt etwa 1,7 Kilo. Zu Beginn der Proben habe ich meinen Arm mit Gewichten trainiert, damit ich das die einzelnen Lieder über aushalten kann“, erklärt Anuschka Gutowski.

„Wir hatten vor der Premiere Angst, dass sie eine Sehnenscheidenentzündung bekommt, dann wäre alles vorbei gewesen“, sagt Peter Gutowski. Mit den Gewichten hat das Proben aber gut geklappt, im Herbst vergangenen Jahres haben die beiden das Stück bereits gezeigt.

Die Puppe stellt Claire Waldoff dar, kurz bevor sie mit 72 Jahren nach einem Schlaganfall starb. „Wir haben noch viel daran rumgebastelt, damit sie frei sitzt. Ihr starrer Blick soll den Schlaganfall verdeutlichen“, sagt Peter Gutowski.

So künstlich die Puppe auch auf den ersten Blick ist, wenn Anuschka Gutowski sie auf der Hand hat, wirkt sie echt. Ihre Falten, ihr Nicken während sie sich in Erinnerungen verliert, nehmen den Zuschauer mit in die Geschichte einer alten Dame, die mal berühmt war.

Claire Waldhoff (1884—1957) hieß eigentlich Clara Wortmann und wurde in den 20- und 30er Jahren bekannt durch Lieder, wie „Nach meene Beene is ja janz Berlin verrückt“ und „Hermann heeßta“, die sie mit Berliner Dialekt sang.

Anuschka Gutowski spielt vier Rollen in dem Stück. Als Kurt Tucholsky raucht sie eine Zigarette nach der anderen auf der Bühne, Heinrich Zille besucht Waldhoff am Sterbebett. „In dem Stück gibt es einen Conférencier, er begleitet durch die Geschichte und stellt die Leute vor, die Waldhoff im Laufe ihres Lebens kennengelernt hat“, erklärt Peter Gutowski.

Insgesamt hat Regisseur und Autor Peter Gutowski elf Waldhoff Lieder in das Stück eingearbeitet. „Sie geht, als hätte sie einen Regenschirm verschluckt. Familie Gänseklein will etwas besseres sein“, singt Anuschka Gutowski. Obwohl die Geschichte von Waldoff auf dem Sterbebett auch traurig ist, gibt es jede Menge witzige Szenen in dem Stück. „Es ist die Mischung aus beidem. Das Humoristische gehört auch zu Claire Waldoff. Hinter der Bühne stirbt sie und auf der Bühne singt sie“, erklärt Peter Gutowski. So erfährt der Zuschauer ihre ganze Geschichte vom Erfolg über den Verlust ihres Reichtums bis hin zum Sterbebett.