Tradition Einsatz für die Zukunft des Webens

Damit auch jüngere Generationen wissen, wie ein Webstuhl funktioniert, plant das Haus der Seidenkultur eine Doku. Dafür gibt es eine Finanzspritze in Höhe von 7800 Euro.

Foto: Bischof

Krefeld. Die Verantwortlichen im Haus der Seidenkultur (HdS) möchten aus gewachsener Tradition und lebendiger Gegenwart die Zukunft sichern. Oder anders: „Was ist, wenn in 50 Jahren in der Samt- und Seidenstadt keiner mehr weiß, wie ein Webstuhl bedient wird?“

Da es noch drei Handwebmeister gibt, die „gut in Schuss“ sind und sieben funktionstüchtige Webstühle an der Luisenstraße stehen, wird jetzt ein Film gedreht, um die Geschichte des Handwerks zu erzählen.

Hansgeorg Hauser, Vorsitzender des HdS-Födervereins

So kann die Nachwelt immer nachgucken, wie Kette und Schuss für den Stoff zusammenkommen. NRW-Gelder helfen bei der Produktion.

„Drei Jahre lang habe ich um Zuschüsse für das Filmprojekt gekämpft, zumal unsere Handwebmeister immer älter werden und alle um die 80 Jahre alt sind“, sagt Hansgeorg Hauser, der Vorsitzende des HdS-Fördervereins. „Alle haben bereits Filmerfahrung. Unser Ältester, Günter Oehms, war bereits auf dem Kalenderblatt der NRW-Stiftung zu sehen.“

Diese Stiftung hat jetzt auch zum zweiten Mal die Schatulle geöffnet. „Nachdem wir 1996 zum Erwerb des Hauses der Seidenkultur 320 000 Mark zur Verfügung gestellt haben, geben wir nun 7800 Euro zur Filmdokumentation dazu“, erzählt Armin Huber, der Regionalbeauftragte der Stiftung. „Das Haus hier ist gut und nachhaltig aufgestellt. Die Menschen müssen auch in 50 Jahren noch wissen, wie das Ganze mit den Webstühlen funktioniert.“

Huber überreichte gestern die Schenkungs-Urkunde. Die Krefelder seien in den vergangenen 60 Jahren erst die dritte Stelle im Land, deren Verantwortliche auf diese Idee kamen, das Handwerk filmisch festzuhalten, berichtet er weiter. „Nach Leinenwebern sind es nun die Seidenweber, deren Arbeit für die nachwachsenden Generationen detailliert aufgezeichnet wird und dokumentiert, wie die alte Webtechnik gehandhabt wird.“

Es sollen drei CDs entstehen, mit je einer Länge von 30 bis 40 Minuten. Das Team vom Bayer Film- und Videoclub wird die „Bedienungsanleitung“ drehen. Begonnen wird gleich nach Karneval. Im Sommer soll alles fertig sein. Für den Film wird jedoch nicht ein einfacher Webstuhl ins Bild gerückt, sondern der so genannte Goldwebstuhl. Auf ihm können Goldfäden in Seide gewebt werden. So entsteht Brokat.

Und dann gibt es im Haus der Seidenkultur noch eine Reminiszenz an die erste Verleihung des „Goldenen Spinnrads“ vor 50 Jahren an Pierre Cardin. „Krefeld hat den Mode-Oscar verliehen, weil die Stadt damals mit 3,3 Milliarden Mark Umsatz den größten Stellenwert als Seidenstadt hatte, mehr noch als Lyon oder andere Metropolen“, berichtet Hauser. Deshalb haben sich die Museumspädagoginnen etwas Besonderes für die Krefelder Kinder vorgenommen. „Schulklassen können ins Haus der Seidenkultur kommen und an einem ,lebendigen Webstuhl‘ das alte Handwerk ausprobieren“, erklärt Christel Naber. „Nachher können sie einen Film ,Weben mit Meister Ponzelar‘ sehen und schließlich dürfen sie Stoffe auf eine Figurine kleben und so den Schnitt von Cardins Mode nachempfinden.“