Eröffnung der jüdischen Kulturtage
Die Gemeinschaft Krefelder Künstler lädt zum Auftakt ein. Ab Sonntag sind Werke von 15 Künstlern zu sehen.
Krefeld. „Kultur ist oft ein Bindeglied zu brisanten Themen“ sagt Edith E. Stefelmanns, Vorsitzende der Gemeinschaft Krefelder Künstler (GKK). Daher mussten sie und ihre Kollegen nicht lange nachdenken, als die Anfrage kam, zu den Jüdischen Kulturtagen wie der eine Ausstellung zu organisieren.
Fünfzehn Künstler haben sich mit dem Motto „Angekommen-Jüdisches (Er)leben“ sehr individuell auseinandergesetzt, sensibel, auch humorvoll und fragend. Die meisten Arbeiten, die in den sechs Räumen ab Sonntag zu sehen sind, wurden erst eigens für diese Ausstellung geschaffen.
Bei Christel Kremsers dreiteiliger Fotoserie genügt allerdings eine kleine Ergänzung, um den aktuellen Bezug schmerzlich deutlich zu machen. Vor zehn Jahren hat sie in Paris im jüdisch geprägten Marais-Viertel am Jahrestag des Holocaust-Gedenkens fotografiert. Die Schwarzweißaufnahmen, die jüdisches Alltagsleben zeigen, wirken wie aus einer längst vergangenen Welt.
Daneben hat sie ein Blatt Papier platziert, dessen Text den Bezug zur Gegenwart herstellt: „Je suis Charlie“. Es ist eine der eindringlichsten Beispiele in der Ausstellung. Mit neu entstandenen Synagogen in Deutschland hat sich Annette Baltzer beschäftigt. Bauten in Duisburg, München und auch Krefeld hat sie in Aquarell gemalt. Diese Technik hat sie bewusst gewählt, um auf die Verletzlichkeit hinzuweisen.
Fotografiert, gezeichnet und wieder fotografiert hat Stefan Kaiser alte Grabsteine auf dem Jüdischen Friedhof in Dresden. Mit Hilfe der Technik hat er die Steine isoliert und von ihrer ursprünglich schäbigen Umgebung befreit. Ein weiter Himmel ist zu sehen, darin finden sich in blasser Schrift die Namen der Verstorbenen. Diese drei großen Bildtafeln fügen sich wohl nicht ganz zufällig zu einem altarähnlichen Triptychon zusammen.
Jüdische Grabsteine stehen auch im Zentrum der Fotoserie „Guter Ort“ von Uwe Bülles. Die hübsche schwarz gekleidete, rothaarige Frau, die er durchs Bild geistern lässt, verleiht dem ganzen einen etwas skurrilen, theatralischen Zug.
„Gedankenstelen“ hat Edith E. Stefelmanns im Raum nebenan aufgestellt. Zeitungsartikel oder Blätter mit Gedichten von Rose Ausländer zum Thema „Angekommen“ sind auf den Metallspitzen der dunkeln Stelen aufgespießt. Der Besucher ist aufgefordert, eigene Notizen hinzuzufügen.
„Angekommen in einer fremden Kultur“ ist bereits Moses im Alten Testament. Anne Kurth hat seine Auffindung durch die Tochter des Pharaos als zarte Kreidezeichnung festgehalten. Im letzten Raum stellt Heinz Lanser dem Betrachter die Frage mit einer eindringlichen Variante: „der Mensch mein Bruder- angekommen?“ liest man auf dem zweiteiligen Bild, das Gelb und Rot leuchtet. In die Farbflächen sind verschiedene fotografierte Gesichter eingefügt, ein Statement für Menschlichkeit, das über religiöse Grenzen hinausgeht. Ein guter Akzent zum Schluss dieser insgesamt sehr sehenswerten Schau.