Meisterkurse am Klavier Federleichter Chopin in der Musikschule

Akiko Ebi eröffnete am Wochenende die Klaviermeisterkurse in Haus Sollbrüggen.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Solch eine hochdekorierte Dame hat noch nicht im Helmut-Mönkemeyer-Saal der Krefelder Musikschule gespielt. Die Pianistin Akiko Ebi wurde bereits 1993 von der französischen Regierung zum Chevalier des Arts et des Lettres (deutsch: Ritter der Künste und Literatur) ernannt. Seit mehr als dreißig Jahren lebt die Japanerin in Frankreich. Die Liebe und enge Verbindung zu diesem Land drückte sich auch im Programm ihres Soloabends aus: Es wurde ein französischer Abend mit den Werken von Frédéric Chopin (1810—1849) und Maurice Ravel (1875—1937).

Dabei überraschte die diesjährige Dozentin der Krefelder Internationalen Meisterkurse in Haus Sollbrüggen mit ihren eleganten, federleichten Interpretationen der Kompositionen von Chopin. Fast schon meditativ beginnt sie den Walzer op. 34-2 (Lento). Verträumt mit weichem Anschlag, mal scheinen die imaginären Elfen in der Nähe, dann wieder in der Ferne zu tanzen — eine zauberhafte Klangwelt lässt die Japanerin entstehen.

In ähnlicher Weise spielt sie drei Nocturnes von Chopin. „Nocturniger“ kann es kaum gehen. Die feinen Stimmungen eines Abends, einer Nacht gibt sie so sensibel wieder, dass die Zuhörer nur gebannt lauschen können. Sie profitieren auch davon, dass Ebi nicht in der klassischen Distanz zum Publikum spielt, sondern den Shigeru-Flügel näher an die Sitzreihen hat rollen lassen und auch zu ihrer Linken Stühle aufgestellt wurden.

Beim Scherzo op. 31 zeigt die Pianistin, dass sie nicht nur eine Meisterin der zarten Töne ist, sondern auch mit viel Temperament über die Tasten jagen kann. Ihre Choreographie vom Klavierhocker macht sehr anschaulich, dass sie ihre Musik lebt. Im zweiten Teil des Konzerts, das die Pianistin dem Werk Ravels gewidmet hat — und das rund hundert Jahre jünger ist als dasjenige von Chopin, entlockt sie dem Flügel völlig neue Klangfarben. Man könnte schon bei dem einleitenden Prélude in a-moll meinen, ein anderes Instrument zu hören.

Sehr atmosphärisch beginnt die Vertonung von drei Gedichten in Ravels Werk „Gaspard de la Nuit“. Das Erste, „Ondine“, beschreibt eine Nixe. Beim Spiel von Ebi sieht man das Wesen gleich im Wasser tanzen und das Flimmern des Mondlichts auf sich kräuselnden Wellen. Ein dramatisches Intermezzo dauert nur kurz und das traumhafte Treiben der Nixe geht weiter. Ein klingender Impressionismus vom Feinsten. Da ist es auch nicht verwunderlich, dass ein begeistertes Publikum die Klavierspielerin erst nach zwei Zugaben entlässt.