Freie Blicke auf die Kunst
Im Südbahnhof haben Künstler eine Woche lang kreativ gearbeitet. Die Ergebnisse werden am Samstag dem Publikum präsentiert.
Krefeld. Was ist Kunst? Für die meisten ist sie eine schöne Freizeitgestaltung. Anderen dient sie als Inspiration, und für viele ist sie einfach nur abstrakt. Sie können nicht recht etwas mit ihr anfangen und bezeichnen sie als elitär, aber trotzdem brotlos. Fest steht, sie ist von all dem etwas. Zu welchen Teilen, das liegt im Auge des Betrachters.
Doch durch eben diese Gegensätze und vielfältigen Interpretationsmöglichkeiten erreicht sie die verschiedenen Menschen und kann Themen auf einzigartige Weise aufgreifen. So wie es das „forum contemporary art“ eine Woche lang getan hat. Ein Projekt, das der Krefelder Kunstverein Raumordnung bereits zum dritten Mal ins Leben gerufen hat. Der Subtitel der contemporary art ist „Raumlabor für internationale künstlerische Positionen und Bildung“ und beschreibt genau, was dort passiert.
Das Thema der Projektwoche, die am Samstag ihren Abschluss findet, lautet „an eye for an eye“, also Auge um Auge, und findet in verschiedenen Darstellungsformen Ausdruck. „Im Symposium werden zum Beispiel in der Theorie Hintergründe beleuchtet, warum Armut zu Gewalt führen kann, und dass Künstler, die auch oft mit Armut zu kämpfen haben, völlig auf Gewalt verzichten“, erklärt Manuel Schroeder, der die künstlerische Gesamtleitung übernommen hat und Vorsitzender des Kunstvereins ist.
Neun Künstler aus Deutschland und Lettland haben sich im Krefelder Südbahnhof zusammengefunden und in ihrem jeweiligen Metier Werke zum Thema geschaffen. So hat beispielsweise der lettische Künstler Dmitry Lavrentjev Bilder zum Thema gemalt, von der Duisburgerin Bettina Rutsch wird es am Samstag eine Performance geben.
Die Bildhauerin Maike Gräf ist aus Berlin angereist: „Hier behaue ich wirklich Bilder“, sagt die Künstlerin mit den blonden Locken über ihre Arbeit. Das aktuelle Thema habe sie inspiriert, eine Art Relief herzustellen. Fünf Holzplatten, eine Kettensäge, ein Schnitzeisen, ein Hammer und Farbe sind die Materialien, mit denen sie arbeitet.
Zu sehen ist ein Verlauf von Weiß zu Schwarz. „Der Name der Arbeit ist: Wenn Blicke töten können. Deshalb habe ich von Bild zu Bild immer mehr Augen gemalt, die sich überlappen, bis schließlich das letzte Bild komplett dunkel ist“, erklärt sie. Dies sei gut auf das soziale Leben vieler Menschen zu übertragen. Für die Art der Darstellung, eine Art Comic-Story, habe sie sich entschieden, weil die gerade auch junge Menschen anspreche.
48 Jugendliche aus vier Schulen (aus Krefeld und Umgebung) haben ebenfalls an der „contemporary art“ mitgewirkt. „Außerschulische Arbeit an der Kunst bringt neue Erfahrungen und sensibilisiert für die Kunst“, erklärt Schroeder, warum ihm die Teilnahme der Jugendlichen besonders am Herzen liegt. Durch die frühe Auseinandersetzung mit Kunst könne man Berührungsängste abbauen, heikle Themen auf kreative Art behandeln und habe am Ende etwas, das einfach nur schön anzusehen sei.