Friedenskirche Die Rieger-Orgel feiert Geburtstag

Krefeld · In der Friedenskirche war der Organist auf einer Großleinwand zu sehen.

 Zu Gast an der Rieger-Orgel der Krefelder Friedenskirche war der Konzertorganist Nicolo Sari aus Venedig.

Zu Gast an der Rieger-Orgel der Krefelder Friedenskirche war der Konzertorganist Nicolo Sari aus Venedig.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Die evangelische Friedenskirche in Krefeld feiert in diesem Jahr ein Jubiläum der besonderen Art und zeitgleich läuft der Krefelder Orgelsommer – eine schöne Paarung. Die Rieger-Orgel, ein Aushängeschild dieser Kirche mit ihren ebenso variantenreichen wie kraftvollen Klangregistern feiert in diesem Jahr ihren 60. Geburtstag. Ein reduziertes Publikum wurde nach strengen Corona-Regeln zugelassen, mit Abstand auf den ganzen Kirchenraum verteilt, und es erlebte ein Orgelkonzert auf sehr hohem Niveau.

Publikum konnte Orgelspiel
über Video mitverfolgen

Nicolo Sari, geboren 1987 in Venedig, gab hier eine Visitenkarte seines künstlerischen Könnens ab. Er hat am Konservatorium in Venedig Komposition und Orgel studiert, absolvierte in der Meisterklasse von Roberto Antonello am Konservatorium von Vicenza sein Meisterklassen-Diplom, gewann bei renommierten Wettbewerben wie in Amsterdam, Salerno, Fano und Graz mehrere Preise und konzertierte mit namhaften Orchestern aus Ravenna, Padua und Veneto. Er ist künstlerischer Leiter eines internationalen Orgelfestivals in Venedig und last not least Titularorganist an der Kirche San Trovaso in Venedig.

Die Gemeinde der Friedenskirche kann stolz sein, einen so hochqualifizierten jungen Organisten zu Gast gehabt zu haben. Aber auch ihm wird es gefallen haben, auf einer so großartigen deutschen Orgel gespielt zu haben. Der Förderverein der Kirche war der Veranstalter und er hatte sich etwas Besonderes ausgedacht, nämlich den Organisten bei seinem Spiel mit einer Kamera zu filmen und die Bilder auf einer Großleinwand dem Publikum zu zeigen. So konnte man Saris Spiel visuell mitverfolgen, was bei Orgelkonzerten nicht üblich ist.

Man erlebte gleich zu Beginn mit Bachs Präludium Es-Dur BWV 552 ein virtuoses Pedal-Spiel, sah, wie der Organist auf der viermanualigen Tastatur terrassendynamisch die Musik gestaltete, von leichten Flötenregistern bis zu kräftig strahlenden gekoppelten Klangregistern. Saris Spiel ließ immer eine transparente Stimmführung zu, er wählte wegen der etwas halligen Akustik ein zügiges und stets fließendes Tempo, im Largo von Bachs „Triosonate Nr.5 in C-Dur“ vielleicht ein bisschen zu hastig, im abschließenden Allegro mit einer beeindruckenden polyphonen Eloquenz und technischen Brillanz dargeboten. Das „Concerto in G-Dur BWV 592“ und die sich anschließende Fuge Es-Dur BWV 552 waren unterhaltsam und spannend dargeboten. Sari gelang auf der Rieger-Orgel der Spagat, ein transparentes polyphones Stimmgeflecht und gleichzeitig einen homogenen Gesamtklang zu gestalten.

Die letzten drei Werke des Abends waren der Spätromantik eines Cesar Franck, Eugène Gigout und Marco Enrico Bossi gewidmet. Es war ein stilistischer Cut vom barocken zum spätromantischen Flair, mit dynamischen Effekten in Francks „Andantino g-Moll“, mit samtweichen, variablen Klangfarben in Gigouts „Scherzo Es-Dur“ und schließlich mit Bossis „Stunde der Freude op.132 Nr.5“, ein mit kraftvoll-sinnlicher Klangentfaltung und Dynamik ausgestattetes Orgelspiel, ein lebendiges Dialogspiel mit furiosem, begeisterndem Finale. Die dargebotene Musik war ein wohltuender, emotionaler Gegenentwurf zu der eher gedrückten Corona-Stimmung dieser Zeit. Herzlicher, dankbarer Applaus wurde mit einer Zugabe belohnt.