Gewagte Klänge in der neuen Spielzeit

Mit Klezmer und einem Tuba-Solisten setzt Generalmusikdirektor Mihkel Kütson wieder originelle Akzente.

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Krefeld. Mihkel Kütson bleibt mutig. Der Generalmusikdirektor hat auch in seinem neuen Programm die eine oder andere Überraschung parat: ein Klezmer-Trio zum Beispiel oder eine Tuba als Soloinstrument. Der Norweger Øystein Baadsvik wird damit beim 4. Sinfoniekonzert eine Komposition des Schweden Frederik Högberg spielen. „Es ist erstaunlich, was für ungeahnte Klangmöglichkeiten er aus diesem als lahm verschrienen Instrument herausholt“, sagt Kütson. „Er benutzt es sogar als Schlagzeug.“

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Apropos: Es war jüngst beim 5. Sinfoniekonzert der laufenden Spielzeit, dass der Schlagzeuger Alexej Gerassimez die Besucher im ausverkauften Haus von den Sitzen fegte. „Besonders euphorische Rückmeldungen habe ich danach von langjährigen Abonnenten bekommen“, erzählt Kütson. „Die haben nicht von Brahms gesprochen, sondern nur von diesem Schlagzeuger.“ Ob ihn das in seinem Konzept bestärkt? „Natürlich.“

Neben den gewagten Ausflügen in die zeitgenössische Musik, die für Kütson ausdrücklich „kein Alibi“ sind, setzt er auch ganz klassische Akzente. Eröffnet wird die nächste Spielzeit mit einem russischen Abend — Tschaikowsky, Prokofjew, Rachmaninow, dirigiert vom alten Bekannten Jac van Steen. Sonst gibt es Mozart, Brahms, Beethoven — und einen besonderen Abend mit dem Spitzencellisten Alban Gerhardt. Er spielt neben Tschaikowskys Variationen über ein Rokoko-Thema ein Stück von Wilhelm Fitzenhagen. Er war es, der Tschaikowskys Werk vor rund 140 Jahren uraufführte. Heute ist er fast vergessen.

Ein weiteres Mal sind es auch die Namen der Solisten, die neugierig machen auf die nächste Spielzeit: die Geigerin Viviane Hagner, die Pianistin Anna Vinnitskaya oder der Geiger Linus Roth, der damals beim Abschiedskonzert des verstorbenen Kütson-Vorgängers Graham Jackson spielte. Kütson knüpft diese Kontakte bei seinen Gastauftritten in ganz Europa. So holt er große Namen für relativ kleines Geld an den Niederrhein.