Herr Winzen kommt wieder, keine Frage
Am Sonntag gibt es im Stadttheater die letzte Ausgabe der über Jahre erfolgreichen Show. Die Figur bleibt den Fans aber erhalten.
Die letzte Ausgabe der Herr Winzen-Show am Sonntag, 18. März, ist seit einigen Tagen ausverkauft. Warum die Late Night Talkshow seit Jahren so beliebt gewesen ist, haben uns Schauspieler Bruno Winzen und Markus Maria Jansen, Leiter der Senior Jansen Band, verraten.
Doch vorerst ein kurzer Rückblick: Die erste Herr Winzen-Show wurde am 8. Oktober 2014 veranstaltet. Im ersten Spieljahr ging Winzen einmal im Monat auf die Bühne. Das zweite Jahr verlangte aber eine andere Taktung. Denn „nach der Show war vor der Show“ für Schauspieler Winzen und Dramaturg Martin Vöhringer. Alle sechs Wochen ist Winzen danach aufgetreten. In dieser Zeit fing auch Markus Maria Jansen mit seiner Band an, ihn musikalisch zu begleiten. Nach einem weiteren Jahr waren die Musiker zur Hausband des Formats geworden — bis heute.
„Zufälle gibt es nicht“, beschreibt Winzen die Show. Die Künstler haben bewusst wenig Informationen untereinander darüber ausgetauscht, was stattfindet. Durch diese Improvisation seien erst die Energie und der Reiz der Veranstaltung entstanden. „Genau das hat es über die lange Zeit spannend gemacht“, blickt der Schauspieler zurück. Aber auch für ihn selbst ist das Format etwas ganz Besonderes. „Sobald ich in der Maske war, habe ich die Figur angenommen.“ Er erzählt, wie extrem das bei dieser Figur für ihn gewesen ist. Denn mit seinen Kollegen aus dem Kult-Abend „Ewig jung“ habe er sich nicht nur auf das Verhalten und die Bewegungen als alter Herr vorbereitet, auch gedanklich habe er sich mit dem Thema Alter und Tod auseinandergesetzt. Das Thema sei „eminent wichtig“, und es mache ihm Spaß, darüber nachzudenken.
An sich sei der Aufbau der Show kopiert. Denn Sofas, eingeladene Gäste und Comedy kenne man bereits aus dem Fernsehen, erklärt der Schauspieler. Darauf folgt ein großes „aber“. Schließlich mache die Improvisation die Comedy-Show einzigartig. Es werden keine tagespolitischen Themen angesprochen, sondern Themenbereiche, die sich aus dem Gespräch mit den Künstlern und Gästen ergeben.
Winzen vergleicht dies mit einem „Blind Date“. Auch welcher Gast bei der jeweiligen Show auftritt, sei zuvor nie verraten worden. Einen weiteren Überraschungseffekt bietet die Senior Jansen-Band. „Mittlerweile ist ja bekannt, dass wir bei dem Herr Winzen-Format auftreten. Aber was gespielt wird und von wem, das entscheiden wir immer spontan an dem Abend“, sagt Jansen. Die Musiker wechselten sich mit ihren Auftritten stets ab — dadurch wirken die Stücke auch unterschiedlich.
Beim großen Finale dieses Formats wollen die Musiker noch einen oben drauf setzen. Am Ende der Veranstaltung gibt die Senior Jansen-Band ein großes Konzert im Krefelder Theater. Doch warum feiert dieses einzigartige Format seinen Abschied? „Es entstand eine Provokation aus meiner Figur heraus. Ich hatte eine gewisse Narrenfreiheit, mit der ich meine Grenzen ausgetestet habe“, sagt Winzen. „Markus Jansen war derjenige, der mich angeregt hat, mehr aus meiner Figur zu machen.“
Die Mittelspur wollte Winzen nicht beibehalten, sondern Situationen provozieren, so dass zwingend Neue entstehen mussten. Das hat er einige Jahre gemeistert, sagt aber jetzt selbst, dass „dies ausgereizt ist und die Show schließlich ein Ende gefunden hat“.
Für Bruno Winzen ist die anstehende Feier ein Abschied von der Show, nicht aber von seiner Figur. Er verrät, dass er als Herr Winzen in dem einen oder anderen Zusammenhang wieder auftauchen wird. In welcher Form, weiß er noch nicht. Aber er lässt auf ein Wiedersehen hoffen.
Reservierte, aber wieder freigegebene Karten können übrigens mit Glück noch an der Abendkasse oder telefonisch im Theater ergattert werden.