Jan Kalff: Der Mann, der Augenblicke sammelt

Der Maler Jan Kalff fängt in prachtvollen Ölbildern schöne Momente ein.

Krefeld. Man könnte sie erhaben nennen, gewaltig, vielleicht sogar kitschig. Doch letztlich fangen Jan Kalffs Landschaftsbilder etwas Kostbares ein: den Moment des Staunens. Statt die Schönheit, die er empfindet, zu verleugnen oder zu ironisieren, fängt der Künstler sie ein. „Man kann das als Romantizismus abtun“, sagt der 58-Jährige. „Aber ich bin alt genug, um das völlig egal zu finden. Ich genieße die Freiheit, Bilder zu malen, wie ich es will.“

Unter dem Titel „Heim-Arbeit(en)“ stellt Kalff bis Ende September bei Meta Weber aus. Er zeigt großformatige Ölbilder und einige Pastellzeichnungen, außerdem kleine Objekte wie eine täuschend echte Zitrone aus Ton. „Die sind meine Spielwiese“, sagt Kalff. „Sie kommen aus dem Nichts, damit erhole ich mich von der Malerei.“

In der Tat: Im Gegensatz zu den luftigen Pastellzeichnungen und witzigen Objekten zeugen Kalffs Ölbilder von Konzentration und Präzision. Die reiche Farbigkeit des Hülser Bruchs oder die bedrohliche Urgewalt eines Gewitters über den Alpen fängt er kraftvoll ein, als Niederländer sichtbar den malerischen Traditionen seiner Heimat verpflichtet.

„Ein Bild beginnt dort, wo ich etwas Schönes sehe“, schildert der Künstler. Mit dem „schnellsten Skizzenblock der Welt“, seiner Digitalkamera, hält Kalff den Moment fest, der sich danach im Atelier verselbständigt. Bei der wunderbaren „Nebelkuh“ führt das zu einem irritierenden Effekt. Da der Autofokus der Kamera streikte, war das Foto unscharf — und auch das Gemälde wirkt seltsam verschwommen.

Die Fähigkeit, solche Augenblicke als Geschenk anzunehmen, ohne sie zu theoretisieren, hat Kalff durch einen Schicksalsschlag gelernt. Vor zwölf Jahren erkrankte er an Krebs. Nach der Heilung wollte er als Maler dort weitermachen, wo er aufgehört hatte: „Aber es ging nicht.“

Seine Bilder wurden in der Folge farbiger, gegenständlicher, viele scheinen die Schönheit des Lebens zu preisen: „Meine Zeitrechnung läuft andersherum“, sagt er. „Mit jedem Tag gewinne ich etwas hinzu. Das Jetzt gefällt mir.“

Man mag es banal finden, wenn der Künstler einen Käse, der auf seinem Frühstückstisch stand und von der Sonne beschienen wurde, großformatig auf Leinwand bannt. Doch es ist wohl das genaue Gegenteil von banal — ein Spiel von Licht und Dunkelheit als direkter Blick in das Empfinden des Künstlers, nicht inszeniert, sondern echt, wenn man so will: mitten aus dem Leben. „Ich mache mir oft Gedanken, wo die ganzen Bilder bleiben, die wir sehen“, sagt Kalff. Einige davon hat er für alle Zukunft eingefangen.